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Unter Geiern

 

 

Wie wäre es, wenn ich mich mit der Kamera zu den Geiern setze, um sie zu beobachten und nebenher noch ein paar Aufnahmen von den Vögeln anfertige? Kein Problem, gesagt, gefragt und dann auch getan. So setzte ich mich also zu Sperbergeiern und Gänsegeiern. Erstens war ich für die Vögel fremd und zweitens war ich selbst neugierig.

 

sperbergeier
Sperbergeier - Meine neuen besten Freunde

 

Mit zwei Kameras ausgestattet ging ich dann zu den Geiern. Von den anwensenden vier Sperbergeiern kamen dann auch gleich zwei Geier angelaufen und waren dann in der Folge mächtig an meinem Tun interessiert. Mit anderen Worten, sie folgten mir nun auf Schritt und Tritt und ließen sich auch nicht überreden, anderswo hinzugehen.

 

Vorsicht ist bei diesen großen Vögeln sehr wohl geboten, schließlich haben sie sehr große Schnäbel. Jedoch sollte man sie nicht erschrecken, und vor allem wissen, wieweit man selbst gehen darf. Jedenfalls darf man ihnen auch nicht den kleinen Finger hinhalten, sonst ist der weg. Ansonsten muß der Mensch keine Angst vor Geiern haben, denn sie sind tatsächlich friedliche Vögel. Ihre Aufgabe in der Natur ist die Beseitigung von Kadavern und Aas. In Indien sind sie sogar für die Leichenbeseitigung wichtig. Wenn sie zu aufdringlich werden, dann werden sie zurückgedrängt, allerdings verjagen lassen sie sich nicht. Wenn, dann gehen sie nur freiwillig.

 

 

sperbergeier am kadaver
Sperbergeier am Kadaver

 

Wie schon berichtet, Geier ernähren sich von Aas. Lebende Tiere greifen sie nicht an. So kann sich z.B. eine Entenschar in der direkten Nähe von Geiern aufhalten, ohne daß den Enten etwas geschieht. Wie gesagt, alles was lebt wird nicht angefasst. Dafür sind sie generell sehr neugierig und erkunden alles Neue in ihrer Umgebung. Geier können dem Menschen sehr nahe kommen. Kontakt stellen sie her, indem sie den Menschen anstupsen oder auch leicht zwicken. Ob daher der Spruch "weiß der Geier" kommt?

 

sperbergeier mit geoeffneten schwingen
Sperbergeier mit geöffneten Schwingen

 

Verhalten der Geier - Rufe, Stimme und Drohverhalten

 

Wie verhalten sich Geier eigentlich untereinander? Die Frage ist berechtigt. Menschen sprechen miteinander und wie machen das die Geier? In der nur spärlich verfügbaren Fachliteratur werden die Geier als wenig ruffreudig bezeichnet. Als die wenigen, erwähnenswerten Laute werden "zischen", "fauchen" und "grunzen" angegeben. Das allerdings nur am Aas. Das Grunzen beim Essen schon sehr menschlich ist, könnte dem geneigten Leser wahrscheinlich bekannt sein.

 

Tatsächlich lassen Geier solche Laute hören. Nun ist das aber so, daß diese Laute wohl auch zur inner- und intraspezifischen Kommunikation genutzt werden. So wird z.B. mit "Zischen" auf den Artgenossen reagiert und wenn das nicht hilft, wird mit einem angedeuteten Schnabelhieb der Sache Abhilfe geschaffen. Der andere geht dann weg, zischt aber auch dabei. Die Zischlaute sind sehr leise, aber dennoch für den Menschen hörbar. Auch ein leises Fauchen wird als Laut untereinander gelegentlich verwendet. Zumindest lief der Kontakt mit meinem beiden Sperbergeiern dann so ab, daß die beiden mir mit leisem Fauchen begegneten und auch mit leisen Zisch-Lauten. Dabei zeigten sie keinerlei Aggression. Wenn die beiden Sperbergeier dann direkt vor mir standen, waren mir gegenüber öfter auch Zischlaute zu hören, aber auch untereinander kommunizierten sie in dieser Form.

 

Wenn das Fauchen gleichzeitig mit einem Öffnen der Flügel und auch noch einem Vorstrecken des Halses und des Kopfes erfolgt, dann ist das schon reines Drohverhalten. Das zeigte z.B. der Gänsegeier, als er an einen Kadaver wollte, gegenüber den dort schon anwesenden Sperbergeiern, die dann auch sogleich das Feld räumten.

 

Beim Fressen am Aas waren die Geier dann still, also im Gegensatz zu der, in der Literatur, vertretenen These, wonach Stimmlaute bei Geiern nur beim Fressen am Aas zu hören sind.

 

 

gaensegeier
Gänsegeier in Drohhaltung gegenüber dem Sperbergeier (im Hintergrund)

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