Der Steinwälzer (Areania interpres)

 

Was ist ein Steinwälzer?

 

Der Steinwälzer ist ein ungefähr drosselgrosser Vogel aus der Familie der Schnepfenvögel und ist als Zugvogel und im Winterquartier an der deutschen Nordseeküste und auf Helgoland anzutreffen. Das früheste Eintreffen der Wintergäste erfolgt bereits Ende Juli bis Anfang August. Ab Ende April ziehen die Steinwälzer wieder in ihre Bruqartier zurück. Der Steinwälzer ist ein Brutvogel an den steinigen Küsten Nordeuropas sowie der gemäßigten Zonen Eurasiens und der Tundren.

 

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Steinwälzer an der Hafenausfahrt von Nessmersiel
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Steinwälzer
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Steinwälzer
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Steilwälzer an einem felsigen Küstenabschnitt
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Steinwälzer bei der Nahrungssuche
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Steinwälzer bei der Nahrungssuche im Wattenmeer bei Ebbe
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Steinwälzer im Wattenmeer

 

 

Steckbrief: Steinwälzer (Arenaria interpres)

 

Brutzeit - Gelege - Größe - Gewicht - Nahrung - Biotop - Alter

 

Systematische Einordnung:

Ordnung: Watvögel (Charadriiformes)

Familie: Schnepfen (Scolopacidae)

Gattung: Steinwälzer (Arenaria)

Art: Steinwälzer 

 

Beschreibung:

Wissenschaftlicher Name: Arenaria interpres

Artname Englisch: Common Ruddy Turnstone

Artname Französisch: Tournepierre à collier

Artname Niederländisch: Steenloper

 

Vorkommen / Verbreitung:  Der Steinwälzer ist als Brutvogel verbreitet in den Küsten Nordeuropas, in der gemäßigten Zone Eurasiens, im arktischen Nordamerika, bis nach Grönland.

 

Wanderungen: Langstreckenzieher

 

Überwinterung: Westeuropa, Irland, westliche Nordsee, Atlantikküste Frankreich und Spanien, nördliches Afrika von Marokko bis nach Mauretanien und bis nach Westafrika. Ankunft im Winterquartier bereits ab Ende Juli, Anfang August. Rückzug Ende April / Anfang Mai.

 

Lebensraum: Brütet an den Küsten und vorgelagerten Inseln, sowie im Binnenland auf nasser und trockener Tundra.

 

Außerhalb der Brutzeit halten sich Steinwälzer fast nur an der Küste auf, sind auch im Watt anzutreffen, sowie an Felsküsten und befestigten Küstenabschnitten.

 

Verhalten: tagaktiv. Zug immer in der Nacht. Läuft auf Riffen und felsigen Strandabschnitten.

 

Kennzeichen: Steinwälzer sind ungefähr drosselgross, wirken gedrungen und kurzbeinig.

 

Der kräftige Schnabel des Steinwälzers entspricht 2/3 der Kopflänge. Die Oberseite ist rotbraun und schwarz gefleckt; die Unterseite ist schwarz mit einem schwarzen Brustfleck. Weißer Oberkopf: fein dunkel gestrichelt kräftig und sehr dunkel gestrichelt.
Im Ruhekleid ist die Oberseite des Steinwälzers bräunlich-schwarz, bei reduzierter Kopfzeichnung wobei der Kopf dann ein dunkles braun-grau zeigt. Kinn und Kehle sind deutlich weiß mit graubraunem bis schwarzem Brustschild.

 

Junge Steinwälzer (juv.) zeigen hellbraune Federsäume auf der Oberseite mit einem verwaschenem Brustschild.

 

Im Flug weißes Dreieck seitlich der Schulterfedern und breite weiße Flügelbinde.

 

Schnabel beim adulten Steinwälzer schwarz bis schwarzgrau, beim juvenilen schwärzlich mit oftmals heller Basis. Die Füße sind bei Juvenilen bräunlich-gelb bis blass-orange; bei den Adulten sind die Füße im Brutkleid orange-rot und im Ruhekleid blaßgelb bis orange.

 

Iris: schwarz-braun

 

Größe: 21-24 cm

Gewicht: 80-190 g

Spannweite: 43-44 cm

 

Stimme und Ruf: im Flug ein metallisch klingendes „tuk-a-tuk-a-tuk-a“, einzeln auch „kliu“, bei der Nahrungssuche oft auch „kjüg“ oder „kü“. Gesang im Singflug: „ti vit ti vit ti vit“

 

Geschlechtsreife: frühestens im zweiten Lebensjahr

Paarungszeit: ab März; monogam, Saisonverbindung; nachgewiesene Reviertreue

 

Nestbau: ab Anfang Mai bis Ende Mai

Bruten: 1 Jahresbrut, Nachgelege selten

 

Legezeit: südliche Populationen ab Anfang Mai, in Nordeuropa ab Ende Mai / Anfang Juni

 

Brutzeit: Mai-Juni

Nest: ausgekleidetes Muldennest, das Nistmaterial zur Auskleidung der Nestmulde ist vom lokalen Angebot abhängig. Das wählt den Nistplatz durch Ablage des ersten Ei.

 

Nistplatz: Nest wird zwischen Felsspalten oder in Pflanzenbüscheln angelegt.  

 

Gelege: 3-(4) Eier, Ersatzgelege mit 2-4 Eiern.

Eier: Die Eier des Steinwälzers zeigen eine längliche, stark zugespitzte Form und sind breit-oval. Grundfarbe graugrün bis blaßbraun, mit olivbrauner Fleckung in unterschiedlicher Dichte.

Nachgelege: Ersatzgelege bei Gelegeverlust

Brutbeginn: wahrscheinlich mit Ablage des letzten Ei

Brutdauer: 22-24 Tage, beide Altvögel brüten, wobei das die überwiegende Zeit brütet 

 

Schlüpfen: die Jungen des Steinwälzers schlüpfen innerhalb von 24 Stunden.

 

Nestlingsdauer: Junge Steinwälzer sind bedunte Nestflüchter. Junge werden noch bis zum 14. Tag gehudert oder bedeckt. Junge werden später meistens vom geführt.  

 

Flügge: nach ca. 19-21 Tagen werden die Jungen flügge, womit sich dann auch der Familienverband auflöst.

 

Nahrung: An der Küste verzehren Steinwälzer vor allem Crustaceen, Mollusken und Ringelwürmer. Am Nistplatz oft auch Sämereien. Während des Sommers auch Insekten, Küchenabfälle und Aas.

 

Nahrungsaufnahme: Die Nahrung wird durch Picken aufgenommen, im weichen Untergrund wird sogar mit dem Schnabel gegraben. Versteckte Beute wird durch Umdrehen von Pflanzenteilen, Steinen oder Muscheln gefunden. Festsitzende Schnecken werden mit dem Schnabel abgenommen.  

 

Lebensdauer: Die Lebenserwartung des Steinwälzers kann bis zu 19 Jahre erreichen. Der älteste gefundene Ringvogel hatte ein Alter von 19 Jahren und 8 Monaten erreicht.

 

Schlupferfolg: Unter günstigen Bedingungen werden 60-70% der geschlüpften Junge flügge.

 

Feinde: Nager, Greife, Möwen

 

Jagdbar: Nein

 

Jagdzeit: Nein

 

 

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Steinwälzer auf Schlickfläche während der Ebbe bei der Nahrungssuche
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Steinwälzer bei der Nahrungssuche
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Steinwälzer an felsigem Strandabschnitt
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Steinwälzer an felsigem Strandabschnitt

 

Quellennachweise

 

Bauer, Hans-Günther, Bezzel, Einhard et. al. (HG), Kompendium der Vögel Mitteleuropas, Band 1+2, Sonderausgabe 2012, Aula Verlag, Wiebelsheim

Bauer, Hans-Günther, Bezzel, Einhard et. al. (HG), Kompendium der Vögel Mitteleuropas, Band 3, Literatur und Anhang, Aula Verlag Wiebelsheim, 2. vollständig überarbeitete Auflage 1993

Bezzel, Einhard, Kompendium der Vögel Mitteleuropas, Non-Passeriformes, Band 1, AULA-Verlag Wiesbaden, 1985

Bruun/Singer/König/Der Kosmos Vogelführer, Franck'sche Verlagshandlung Stuttgart, 5. Auflage 1982

Glutz von Blotzheim, Urs et. al (HG), Handbuch der Vögel Mitteleuropas, Band 7, Charadriiformes (2. Teil) , Akademische Verlagsgesllschaft Wiesbaden, 1977