Die Wiesenweihe (Circus pygargus)

 

 

Die Wiesenweihe ist ein Art aus der Gattung der Weihen. Sie ähnelt stark der Kornweihe, mit dem Unterschied, dass sie im Flugbild längere und spitzere Flügel zeigt. Die fortgesetzte Beschneidung und Vernichtung ihrer Lebensräume hat die Wiesenweihe in Mitteleuropa in arge Bedrängnis gebracht. Heute gehört sie zu den stark gefährdeten Arten. 

 

Die Wiesenweihe ist in Europa ein Sommervogel und Zugvogel, der das Winterhalbjahr in Afrika verbringt. In ganz Europa wird der Gesamtbestand der Wiesenweihe auf 35.000-65.000 Brutpaare geschätzt. Die Schwerpunkte der Verbreitung sind Russland (20-35T Brutpaare), Spanien (2,5-10T Brutpaare), Frankreich, Weißrussland, Polen und die Ukraine. Für Mitteleuropa werden nur noch 2-3T Brutpaare geschätzt, wovon nur noch 430-450 Brutpaare in Deutschland vorkommen. 

 

 

 

 

Steckbrief: Wiesenweihe

 

Brutzeit – Gelege – Größe – Gewicht – Nahrung – Biotop – Alter

 

Systematische Einordnung:

Ordnung: Greifvögel (Accipitriformes)

Familie: Habichtverwandte (Accipitridae)

Gattung: Weihen (Circus)

Art: Wiesenweihe

 

Beschreibung:

Wissenschaftlicher Name: Circus pygargus

Artname in Englisch: Montague’s Harrier

Artname in Französisch: Busard cendré

Artname in Niederländisch: Grauwe Kiekendief

Artname in Finnisch: Niittysuohaukka

Artname in Dänisch: Hedehøg

Artname in Schwedisch: Ängshög

Artname in Polnisch: Błotniak łąkowy

Artname in Russisch: Lugowoy lun

 

Vorkommen / Verbreitung: Die lückenhafte europäische Verbreitung der Wiesenweihe beginnt in Westeuropa und setzt sich ostwärts über den Ural hinweg und danach bis nach Zentralsibirien fort. In Norwegen und Fennoskandinavien kommt die Wiesenweihe, bis auf Süd-Schweden, nicht vor. Südwärts reicht die Verbreitung bis in die asiatischen Steppengebiete.

 

Wanderungen: Die Wiesenweihe ist Zugvogel und Langstreckenzieher. In Europa ist die Hauptzugrichtung Süd bis Südwest. Der Zug ist hauptsächlich ein Breitfrontzug, der sich an den Kontenpunkten der Meerengen konzentriert (besonders Straße von Gibraltar). Mit dem Abzug wird ab Ende Juli bis Anfang August begonnen. Brutvögel aus Mitteleuropa ziehen meistens zwischen Ende August und Anfang September. Nachzügler ziehen noch bis Anfang November. Der Heimzug aus dem südlichen Mittelmeer meistens Mitte März. In Mitteleuropa treffen die ersten Heimkehrer frühestens ab Ende März ein.

 

Überwinterung: Die Winterquartiere der Wiesenweihe befinden sich in Afrika und reichen über die südliche Sahara bis nach Süd-Afrika; in Süd-Asien beginnen die Wintergebiete in etwa ab der Linie Irak – Nord-Indien.

 

Lebensraum – Biotop: Die Wiesenweihe brütet in Verlandungszonen, feuchten Mooren, trockenen Wiesen und Ackerland. Für das Jagdgebiet werden die gleichen Flächen genutzt. Der Neststand der Wiesenweihe befindet sich in Schilfröhricht, Seggen, niedrigen Büschen, Hochstauden, Gräsern, Getreide. Jagt auch über reinem Agrarland.

 

Verhalten: Wiesenweihen sind tagaktiv. Die Beuteflüge des ♂ beginnen teilweise schon vor Sonnenaufgang. Relativ gesellig, die nähere Nestumgebung wird verteidigt. Auf dem Zug sind Wiesenweihen meistens Einzelgänger.

 

Kennzeichen Ähnelt Kornweihe und Steppenweihe, jedoch schlanker. Im Flugbild fallen die langen und spitzen Flügel auf. Die Spitzen des zusammengefalteten Flügels reichen nicht über die Schwanzspitze hinaus. Adultes ♂ ist überwiegend grau. Oberschwanzdecken hellgrau. Brust, Bauch und Hosen weißlich mit spärlicher rostfarbener Längsfleckung. Flügelspitzen schwarz. Schwarzer Längsstreif im Ober- und Unterflügel. Adultes ♀ ähnelt Kornweihe. Aus der Entfernung fast nicht von den ♀ von Kornweihe und Steppenweihe zu unterscheiden. Wichtigstes Unterscheidungsmerkmal ist die Kopfzeichnung des Wiesenweihen-♀: weißer Überaugenstreif und weißer Streif unter dem Auge, der hinter dem Auge auf den Überaugenstreif zuläuft. (Brille). Der Wiesenweihe fehlt die Umrandung des Gesichtsschleiers.

 

Schnabel: schwarz

Wachshaut: ad. = gelb.

 

Füße: gelb

Iris: ad. = gelb

 

Größe: 43-47 cm

Gewicht:

♂: 230-305 g

♀: 319-445 g

Spannweite: 105-120 cm

Flügellänge:

♂: 34,6-39,3 cm

♀: 35,5-39,1 cm

 

Stimme - Ruf: keckernde Rufreihen; Alarmruf ist ein schnelles „jick-kick-jick“; Bettelrufe durchdringendes „psiüü“.

 

Geschlechtsreife: Bei der Wiesenweihe tritt die Geschlechtsreife mit dem 2.-3.. Lebensjahr ein.

Paarungszeit: Kornweihen gehen eine saisonale Verbindung ein.

 

Bruten1 Jahresbrut

Eiablage - Legebeginn: In Mitteleuropa frühestens ab Anfang Mai, regelmäßig ab der zweiten Maihälfte.

Brutzeit: ab Anfang Mai bis Mitte Juli.

 

Nest: Bodennest aus trockenem Pflanzenmaterial.

Neststandort - Brutrevier: Das Nest wird auf trockenem bis zu feuchtem Untergrund gebaut und ist immer durch Vegetation geschützt, die allerdings nur bis zu einem Meter hoch ist. Nur in seltenen Fällen wird auch offen gebrütet, wie z.B. in Dünen.

 

ei der wiesenweihe museum wiesbaden common license
Ei der Wiesenweihe - Attribution: Klaus Rassinger und Gerhard Cammerer, Museum Wiesbaden, CC BY-SA 3.0 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0>, via Wikimedia Commons - siehe Bildnachweise

 

Gelege: (mindestens 2-) 3-5 (bis zu -6) Eier, größere Gelege stammen von mehreren Weibchen

 

Eier: rundovale Eier mit rauer Schale; Grundfarbe = bläulichweiß; gelegentlich auch mit Fleckung

Eimaße und Gewichte:

Länge: 30,0-46,0 mm

Breite: 30,0-36,0 mm; Ø 41,8x33,5 mm

Frischvollgewicht: 19,7-28,6 g

Schalengewicht: 1,76-2,52 g; Ø 2,0 g

 

Nachgelege: Ersatzgelege bei Brutverlust, die Ersatzgelege fallen meistens kleiner aus.

 

Legeabstand - Legeinterval: 1-2 Tage.

 

Brutbeginn: mit Ablage des ersten Ei.

Brutdauer: 27-30 Tage, es brütet das ♀ und wird vom ♂ versorgt.

 

Schlüpfen: Die Jungen schlüpfen im Abstand des Legeintervals.

 

Nestlingsdauer - Führungszeit: bedunte Nesthocker, die in den ersten 14 Tagen noch vom ♀ gehudert werden, das ♂ bringt die Nahrung, während das ♀ füttert. Erst wenn der kleinste Nestling 2 Wochen alt ist, beteiligt sich auch das ♀ an der Jagd. Nach 3 Wochen verlassen die Jungen bereits das Nest und fangen selbständig an, Nahrung zu zerlegen; 35-40 Tage.

 

Flügge: Flugfähigkeit besteht frühestens nach 28 Tagen. Das Ausfliegen erfolgt im Regelfall ab Mitte Juli. Nach dem Ausfliegen werden die Jungen noch 3-4 Wochen von den Altvögeln versorgt.

 

 

Nahrung: Die Hauptnahrung der Wiesenweihe sind Kleinsäuge wie z.B. Feldmäuse, an zweiter Stelle stehen Kleinvögel, sowie größere Insekten (Heuschrecken, Libellen, Käfer). In wärmeren Regionen werden auch Eidechsen verzehrt. Die Wiesenweihe erweist sich allerdings als sehr anpassungsfähig, da sie auf die Beutearten zugreift, die im Nahrungsrevier häufig und gut zu erreichen sind.

 

Lebensdauer: Der älteste bekannte Ringvogel einer Wiesenweihe erreichte ein Alter von 16 Jahren und einem Monat.

 

Mortalität - Sterblichkeit: Während die Überlebensrate während der Bettelflugperiode immerhin bei >80% liegt, erreichen noch 44% der ausgeflogenen Wiesenweihen das Fortpflanzungsalter.

 

Feinde und Gefährdungen: Wie auch bei anderen Greifvögeln, beruht die Gefährdungssituation in Mitteleuropa im Wesentlichen auf dem Verlust, der Verschlechterung und der Veränderung des verfügbaren Lebensraumes. Unter die Rubrik Verschlechterung des Lebensraumes fallen vor allem eine stetig fortschreitende Intensivierung der landwirtschaftlichen Arbeitsprozesse und der damit einhergehenden Veränderung der landwirtschaftlichen Flächen in großräumige Agrarsteppen. Bei diesen Agrarsteppen reihen sich inzwischen großflächige Äcker aneinander und bilden, ohne jegliche Deckung, weitflächige Agrarsteppen von mehreren Quadratkilometern. Diese Feldgrößen werden nur durch Flurbereinigung, Entwässerung und Umwandlung von Grünland in Äcker möglich. Feldraine werden untergepflügt und nehmen somit vielen Arten die Lebensgrundlage. Desweiteren sind zu nennen die Zerstörung von Hochmooren, Torfabbau, Beseitigung von Großseggen und Röhrichtbeständen, Straßenbau und Windparks. Brutverluste entstehen durch Störungen während der Brutzeit, frühere Mahdtermine, wirtschaftliche Nutzung, und ein gestiegener Erholungsbetrieb. In den Wintergebieten sind limitierende Faktoren ebenfalls die fortschreitende Lebensraumverschlechterung, intensiver Pestizideinsatz, durch viele Faktoren schließlich ein Ausbleiben der Feldmausgradation und somit ein verringertes Nahrungsangebot.

 

Jagdbares Wild: Ja

Jagdzeit: Nein, Schonzeit

 

 

Quellennachweise

 

Bauer, Hans-Günther, Bezzel, Einhard et. al. (HG), Kompendium der Vögel Mitteleuropas, Band 1+2, Sonderausgabe 2012, Aula Verlag, Wiebelsheim

Bauer, Hans-Günther, Bezzel, Einhard et. al. (HG), Kompendium der Vögel Mitteleuropas, Band 3, Literatur und Anhang, Aula Verlag Wiebelsheim, 2. vollständig überarbeitete Auflage 1993

Bezzel, Einhard, Kompendium der Vögel Mitteleuropas, Non-Passeriformes, Band 1, AULA-Verlag Wiesbaden, 1985

Bruun/Singer/König/Der Kosmos Vogelführer, Franck'sche Verlagshandlung Stuttgart, 5. Auflage 1982

Glutz von Blotzheim, Urs et. al (HG), Handbuch der Vögel Mitteleuropas, Band 4, Falconiformes, AULA-Verlag Wiesbaden, 2. durchgesehene Auflage 1989

Mebs, Theodor (†), Schmidt, Daniel, Die Greifvögel Europas, Nordafrikas und Vorderasiens, Franck-Kosmos Verlag Stuttgart, 2. Auflage 2014

Svenson, Lars et. al, Der Kosmos Vogelführer, Franck-Kosmos Verlag GmbH & Co. KG, Stuttgart, 2. Auflage 2011

 

Bundesamt für Naturschutz: Nationaler Vogelschutzbericht 2019 gemäß Artikel 12 Vogelschutzrichtlinie, Berichtsdaten aus dem Abschnitt He...Ko Brutvögel (pdf download)

 

 

Bildnachweise

 

Ei der Kornweihe: Attribution: Klaus Rassinger und Gerhard Cammerer, Museum Wiesbaden, CC BY-SA 3.0 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0>, via Wikimedia Commons; https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/1/19/Strix_aluco_MWNH_2201.JPG; Page URL: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Strix_aluco_MWNH_2201.JPG