Der Waldkauz (Strix aluco)

 

 

Der Waldkauz ist eine mittelgroße Eule aus der Gattung Strix und gehört in Europa und Deutschland zu den häufigsten Eulenarten.  In 9-11 Unterarten ist der Waldkauz in Eurasien und dem Nahen Osten verbreitet.

 

Der Brutbestand des Waldkauzes in Europa gilt als stabil und wird mit 535.000-1 Million Brutpaaren angegeben. Die größten Brutbestände existieren in Frankreich und Russland (jeweils ca. 120.000 Brutpaare), Polen (ca. 75T Brutpaare), Deutschland 43-75.000 Brutpaare sowie in absteigender Folge in Rumänien, Italien und der Ukraine. In Großbritannien sollen bis zu 50.000 Brutpaare brüten.

 

 

Steckbrief: Waldkauz

 

Brutzeit – Gelege – Größe – Gewicht – Nahrung – Biotop – Alter

 

Systematische Einordnung:

Ordnung: Eulen (Strigiformes)

Familie: Eulen (Strigidae)

Gattung: Käuze (Stix)

Art: Waldkauz

 

Wissenschaftlicher Name: Strix aluco

 

 

Namen und Synonyme des Waldkauz

 

Artname in Englisch: Tawny Owl

Artname in Französisch: Chouette hulotte

Artname in Niederländisch: Bosuil

Artname in Spanisch: Cárabo Común

Artname in Italienisch: Allocco

Artname in Finnisch: Lehtopöllö

Artname in Dänisch: Natugle

Artname in Schwedisch: Kattugla

Artname in Norwegisch: Kattugle/p>

Artname in Polnisch: Puszczyk

Artname in Russisch: Серая неясыть

 

 

Beschreibung des Waldkauz

 

Vorkommen / Verbreitung: Der Waldkauz ist ein Brutvogel der Alten Welt und kommt auf den drei Kontinenten Europa, Afrika und Asien vor. In Afrika besiedelt der Waldkauz die Nordwestspitze mit Marokko und dem Maghreb. In Asien siedelt der Waldkauz bis nach Zentral-Sibirien, an der türkischen Schwarzmeerküste und von dort bis an den Baikalsee.

 

Als Brutvogel ist der Waldkauz in Europa fast flächendeckend verbreitet und fehlt auf den Mittelmeerinseln Korsika, Sardinien, den Balearen und in Apulien (IT); sowie in den borealen Gebieten in Norwegen, Fennoskandinavien und in den höheren Lagen der Alpen. Die Vorkommen in Mitteleuropa reichen in den Mittelgebirgen bis in Höhen von 1100 m und in den Alpen bis 1600 m (Ostalpen) bzw. 1600 m (Westalpen).

 

Wanderungen: Der Waldkauz ist ein Standvogel, der das ganze Jahr über in seinem Revier bleibt. Ausgeflogene Jungvögel begeben sich auf Zerstreuungswanderungen, tendieren jedoch dazu, sich im Umfeld des ehemaligen Brutreviers anzusiedeln. Teilweise entfernen sich Jungkäuze nur bis in Entfernungen von 4 km vom ehemaligen Brutrevier.

 

Überwinterung: Europäische Waldkäuze überwintern im Brutrevier.

 

Lebensraum – Biotop: Geeignete Biotope qualifizieren sich zuallererst nur durch ein ganzjährig verfügbares Nahrungsangebot und eine ausreichende Anzahl an Tageseinständen und möglichen Brutplätzen. Zudem müssen geeignete Biotope einen Waldanteil von mindestens 40-60% aufweisen. Die Waldanteile müssen nicht unbedingt zusammenhängend sein, sondern können auch in Form von aufgelockerten oder fragmentierten Beständen existieren. Der Waldkauz ist in der Lage unterschiedlich strukturierte Landschaften zu besiedeln. Bevorzugt werden Steineichen, Kiefern und Tannen und Fichten. Auch Altbestände aus Linden, Buchen, Eichen und Ahorn werden gerne angenommen, da in diesen Beständen ein höheres Angebot an natürlichen Höhlen besteht. Als Kulturfolger des Menschen finden wir den Waldkauz auch Parkanlagen, auf Friedhöfen und in alten Alleen, die einen ausreichenden Höhlenbestand aufweisen. Großflächige Agrarstrukturen ohne Bäume werden vom Waldkauz gemieden. Durch das Anbringen von geeigneten Nistkästen lässt sich die Ansiedlung von Waldkäuzen ermöglichen.

 

Verhalten: Waldkäuze sind dämmerungs- und nachtaktiv, während der Jungenaufzucht sind sie auch tagaktiv.

 

 

Größe: 37-42 cm

Spannweite: ♂ = 93 cm, ♀= 98 cm

Flügellänge:

♂: 24,6-27,5 cm; Ø 26,5 cm

♀: 26,3-29,4 cm; Ø 27,6 cm

Gewicht:

♂ 330-500 g, Ø 440 g

♀ 400-630 g, Ø 560 g

 

ei des waldkauz museum wiesbaden common license
Ei des Waldkauz - Attribution: Von Klaus Rassinger und Gerhard Cammerer, Museum Wiesbaden - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=36755402 - siehe Bildnachweise

 

Stimme - Ruf: Laute, heulende huu u u u-Rufe. Als Lautarten kennen wir die „Reviermarkierung während der Balzzeit“, die „Reviermarkierung im Herbst“, Alarm, Nestzeigen, Fütterungslaut, Standortlaut und Betteln.

 

Geschlechtsreife: Die Geschlechtsreife stellt sich beim Waldkauz schon im ersten Lebensjahr ein.

Paarungszeit: Waldkäuze zeichnen sich durch hohe Partnertreue aus. Die Frühjahrsbalz wird durch den heulenden Reviergesang des ♂ eingeleitet. Das ♀ bietet dem ♀ einen Brutplatz an (Nestlocken).

Reviergründung - Revierbesetzung: Der Brutplatz wird durch das ♀ bestimmt und dann über viele Jahre beibehalten, sofern keine Störungen vorkommen.

 

Bruten1 Jahresbrut, bei geringem Nahrungsangebot fällt die Brut aus, es wird also gar nicht erst mit einer Bebrütung angefangen.

 

Eiablage: In Südeuropa wird bereits Mitte Januar mit der Eiablage begonnen, in Mitteleuropa dagegen meistens erst ab Anfang Februar, in Westeuropa beginnen Waldkäuze meistens erst ab Mitte Februar.

Brutzeit: ab Februar bis Mitte/Ende März.

 

Nest: Muldennest in Höhlen.

Neststandort - Brutrevier: Höhlen in Altbaumbeständen. Es werden auch alte Elsternnester, Eichhornkobel, ausnahmsweise auch auf alten Krähennestern. In baumlosen Landschaften, wie an der Küste, werden auch Kaninchenbauten, Fels- oder Erdhöhlen genutzt.

 

Gelege: bis zu 6 Eier, meistens 2-4 Eier, max. bis 8 Eier.

Eier: rundovales weißes Ei mit leichter grünlicher Fleckung.

Eimaße und Eigewichte:

Länge: 42,0-52,3 mm

Breite: 35,3-41,0 mm

Ø-Eimass: 47,6x39,2 mm

Frischvollgewicht: 39,1-40,3

Schalengewicht: 1,97-3,49 g; Ø = 2,69 g (n=154)

 

Nachgelege: nur sehr selten, meistens nicht.

 

Legeabstand: 2-3 Tage.

Brutbeginn: Die Bebrütung beginnt ab dem zweiten oder dritten Ei.

Brutdauer: 28-29 Tage pro Ei, das ♀ brütet allein und wird vom ♂ mit Nahrung versorgt.

 

Schlüpfen: Die Jungen schlüpfen im Abstand des Legeintervals.

 

Nestlingsdauer - Führungszeit: bedunte Nesthocker, die in den ersten Wochen intensiv gehudert werden. Durch tasten stellt das ♀ fest, ob das Junge noch lebt. Verendete Jungvögel werden an die Geschwister verfüttert.

 

Flügge: Die jungen Waldkäuze verlassen ca. nach 30-32 Tagen das Nest/Höhle. Zu diesem Zeitpunkt sind sie noch nicht flügge. Vom Waldboden aus versuchen sie auf Bäume zu klettern, um dort einen sicheren Platz einzunehmen. Die Flugfähigkeit wird erst mit 90-100 Tagen erreicht, gleichzeitig damit beginnen die Jungvögel auch erstmals Beute zu schlagen. Nach dem Erreichen der Flugfähigkeit werden die Jungkäuze noch weitere 2-3 Monate von den Altvögeln betreut, d.h., vom Verlassen des Nestes bis zur finalen Selbständigkeit vergehen bis zu 4 Monate. Bis zum Beginn der Herbstbalz werden die Jungen noch im Revier geduldet (2-3 Wochen nach Auflösung des Familienverbandes).

 

 

Nahrung: Einerseits ist der Waldkauz ein reiner Mausjäger, andererseits werden auch Vögel bis zu Gewichten von 320 g geschlagen. Bei Säugetieren werden auch Kaninchen, Eichhörnchen, Jungigel, Feldhamster, Bisam- und Wanderratten geschlagen. Bei den Vögeln sind die größten Beutetiere Möwen, Tauben, Krähen, Eichelhäher, Elster, Waldohreule, Turmfalke, Waldschnepfen und Spechte. In Anbetracht des Eigengewichtes eines Waldkauzes stellen die vorgenannten Beutetiere schon eine echte Leistung dar. Der Waldkauz kann beim Beuteangebot auch auf Regenwürmer, Nacktschnecken, Grillen, Käfer, Nachtschmetterlinge, Molche und Frösche ausweichen.

 

Lebensdauer: In der freien Wildbahn können Waldkäuze Lebensalter von bis zu 22 Jahren erreichen, in der Volierenhaltung werden sie schon bis zu >28 Jahre alt.

 

Mortalität - Sterblichkeit: Bei den Jungenvögeln kommen bis zum Ende des ersten Jahres 50-70% um, jedoch immer abhängig vom Beuteangebot des Brutjahres. Ab dem zweiten Jahr sinkt die Sterblichkeit auf 25-40% pro Jahr.

 

Feinde und Gefährdungen: Als Prädatoren gibt es nur Steinadler, Uhu und Habichtskauz. Die meisten Verluste entstehen allerdings nicht durch Prädatoren, sondern durch Verluste an Freileitungen, Unfälle im Bahn- und Straßenverkehr, Verenden in Kaminen. Auch Waldkäuze werden Opfer von Giftködern, die gegen Ratten und Mäuse ausgelegt wurden, indem sie die verendeten Tiere fressen.

 

Jagdbares Wild: Nein

Jagdzeit: Nein, Naturschutz

 

 

Quellennachweise

 

Bauer, Hans-Günther, Bezzel, Einhard et. al. (HG), Kompendium der Vögel Mitteleuropas, Band 1+2, Sonderausgabe 2012, Aula Verlag, Wiebelsheim

Bauer, Hans-Günther, Bezzel, Einhard et. al. (HG), Kompendium der Vögel Mitteleuropas, Band 3, Literatur und Anhang, Aula Verlag Wiebelsheim, 2. vollständig überarbeitete Auflage 1993

Bezzel, Einhard, Kompendium der Vögel Mitteleuropas, Non-Passeriformes, Band 1, AULA-Verlag Wiesbaden, 1985

Bruun/Singer/König/Der Kosmos Vogelführer, Franck'sche Verlagshandlung Stuttgart, 5. Auflage 1982

Glutz von Blotzheim, Urs et. al (HG), Handbuch der Vögel Mitteleuropas, Band 9, Columbiformes - Piciformes, Akademische Verlagsgesellschaft, Wiesbaden, 1980

Mebs, Theodor et. al, Die Eulen Europas, Franck-Kosmos Verlags GmbH, 3. komplett überarbeitete Auflage 2020

Svenson, Lars et. al, Der Kosmos Vogelführer, Franck-Kosmos Verlag GmbH & Co. KG, Stuttgart, 2. Auflage 2011

 

Bundesamt für Naturschutz, Nationaler Vogelschutzbericht 2019

 

 

Bildnachweise

 

Ei des Waldkauzes, Attribution/Source: Von Klaus Rassinger und Gerhard Cammerer, Museum Wiesbaden - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=36755402