Der Weissrückengeier (Gyps africanus)

 

 

Der Weißrückengeier gehört zu den Altweltgeiern der Gattung Gyps und ist ein Brutvogel in Mittel-, Ost- und Südafrika. Als Brutvogel treffen wir ihn dort in den Tiefebenen, Baumsteppen, Savannen und Mittelgebirgen, wo er bis in Höhen von 3.000 m (max. bis 4.000) vorkommt.

 

Der Weißrückengeier hat eine mittelbraune Gefiederfärbung. Der Oberkopf und der lange Hals sind lückig mit weißen Dunen bewachsen. 

 

Einst gehörte der Weißrückengeier zu den häufigen Geierarten in Afrika. Ab den 1990er Jahren des 20. Jahrhunderst begann der, teils dramatische, Rückgang der Bestandszahlen. Im Süden Afrikas sind die Bestandzahlen um 50%, in Westafrika um bis zu 97% zurückgegangen. 

 

Durch die geringe Reproduktionsrate können Verluste, die über die normale Sterberate hinausgehen, auf lange Sicht nicht mehr ausgeglichen werden. Fakt ist, dass die afrikanischen Geier auf jeden Fall Freunde brauchen, die ihnen das Überleben ermöglichen.

 

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Weissrückengeier am Aas - Source: EcoPic/Agentur iStock

 

Wie sieht der Weissrückengeier aus?

 

Der Weissrückengeier ist ein großer Geier, und nach seinem Aussehen, ein typischer Vertreter der Gattung Gyps. Das bedeutet fünf Elemente sind obligatorisch anzutreffen:

  • lange brettartige Flügel
  • langer Hals, nur spärlich mit Dunen bewachsen,
  • Halskrause am Halsansatz
  • langer Schwanz
  • großer breiter Schnabel

Anders als beim Kapgeier, mit dem es in Südafrika zu Überschneidungen kommt, ist der Weissrückengeier als Adultvogel ein nicht sehr hell gefärbter Geier mit markant hellem Hals und Kopf. Die Gesichtszeichnung ist bis auf Stirn, Kopfplatte, Nacken und Kinn fast schwarz. Die schwarze Haut des langen Halses ist teilweise lückig mit weißen Dunen bewachsen. Zum Halsansatz nimmt die Dichte des Dunenbewuchses zu.

 

Der Weissrückengeier hat eine weiße Halskrause am Halsansatz. Brust und Bauch sind hellbraun, in gleicher Farbe auch die Oberflügeldecken; Hand- und Armschwingen sind dunkel. Auf der Flügelunterseite zeigen die Außenfahnen der Armschwingen eine hellbraune Färbung (heller Schimmer); die Unterflügeldecken sind sehr hell, fast weiß. Die mittleren Armschwingen sind zudem länger, was zu einer Ausbuchtung am Flügelhinterrand führt. Der Bürzel ist hell, mittelbraune Oberschwanzdecken kontrastieren gegen die dunklen Schwanzfedern.

 

Juvenile Weissrückengeier sind noch sehr dunkel und die Flügeldecken sind nur unwesentlich heller als Hand- und Armschwingen. Ebenso zeigen Bürzel und Oberschwanzdecken die gleiche Gefiederfärbung wie der gesamte Korpus. In den Unterflügeldecken befindet sich noch ein schmaler weißer Streifen. Die Halskrause ist noch ein mittleres Braun. Mit zunehmenden Alter verfärbt sich bei den immaturen Individuen der Bürzel in weiß und ebenso werden alle anderen Gefiederfluren langsam heller.

 

 

Steckbrief: Weißrückengeier

 

Brutzeit – Gelege – Größe – Gewicht – Nahrung – Biotop – Alter

 

Systematische Einordnung:

Ordnung: Greifvögel (Accipitriformes)

Familie: Habichtverwandte (Accipitridae)

Gattung: Gänsegeier (Gyps)

Art: Weißrückengeier

 

 

Wissenschaftlicher Name: Gyps africanus

 

Namen und Synonyme des Weissrückengeiers

 

English: (African) White-Backed Vulture

Französisch: Vautour africain

Niederländisch: Witruggier

Italienisch: Grifone dorsobianco africano

Finnisch: Savannikorppikotka

Dänisch: Hvidrygget grib

Schwedisch: Vitryggig gam

Polnisch: Sęp afrykański

Russisch: Африканский гриф

 

Vorkommen / Verbreitung: Der Weißrückengeier ist Brutvogel in den Savannen Mittel- und Ostafrikas. bekannt. Die Verbreitungsgebiete beginnen erst ab der Südgrenze der Sahara, dazu kommen Gebiete in Südafrika und Namibia. Weißrückengeier können sich auch an großen Strömen ansiedeln. Vorkommen in den äpuatorialen Wäldern Westafrikas, Senegal, Togo, Kamerun, Nigeria.

 

Wanderungen: Wahrscheinlich nur Zerstreuungswanderungen der Jungvögel.

 

Lebensraum – Biotop: Tiefebenen, Savannen, Steppen mit Dornbüschen und Bäumen (Baumsteppe), Wälder; der Weißrückengeier ist typisch für Areale, die großen grasenden Herden Nahrung bieten können. Der Weißrückengeier meidet menschliche Siedlungen.

 

Verhalten: Der Weißrückengeier ist der Resteverwerter der Kadaver, nachdem die größeren Arten ihre Mahlzeit beendet haben. Dann ist er an den Rest-Kadavern in größeren Trupps von bis zu 100 Individuen tätig. Am Aas werden, wie bei den Geiern der Gattung Gyps üblich, Löcher in die Bauchdecke geschlagen, um an die Innereien und Gedärme zu gelangen, auch wird versucht, über die Afteröffnung in die Leibeshöhle zu gelangen. In der Steppe und im felsigen Gelände warten die Weißrückengeier sehr geduldig, bis die Löwen sich an ihrer Beute gütlich getan haben. Am Aas zeigen sie große Aggressivität gegenüber Schakalen und Hyänen, welche dabei regelmäßig das Nachsehen haben und den Geiern den Vortritt lassen müssen.

 

Kennzeichen: Der Weißrückengeier ist ein mittelgroßer Geier mit heller Gefiederfärbung. ♂ und ♀ unterscheiden sich in der Färbung, wobei das ♀ heller gefärbt und größer ist. Das adulte ♂ ist überwiegend als hell graubraun zu beschreiben, mit fast weißen Unterflügeldecken, Schwingen und Schwanz sind schwarz. Oberkopf, Hals und Nacken sind beim adulten Weißrückengeier mit kurzen, weißlichen Dunen bewachsen. Der nackte Unterkopf und Vorderhals sind schwarzgrau gefärbt. Kropfschild ist schwarz. Beim adulten Vogel hat die wollige Halskrause eine schmutzigweiße Färbung.

 

Schnabel: schwarz, mit hornfarbener Spitze.

Wachshaut: schwarz

 

Läufe: schwarz.

 

Iris: dunkelbraun.

 

Größe: 78-90 cm

Schwanzlänge: 24-28 cm

Gewicht: 4.200-7.200 g

Spannweite: 197-229 cm

Flügellängen:

♂: 685-760 mm

♀: 580-620 mm

 

Stimme: meistens still, bei Erregung zischende und grunzende Laut, wie auch bei den anderen großen Geiern der Gattung Gyps.

Geschlechtsreife: wahrscheinlich nicht vor dem 3.-4. Jahr, lebenslange monogame Verbindung.

Paarungszeit: Balz fällt mit dem Horstbau und Horstbezug zusammen, der vor der Eiablage stattfindet.

 

Bruten1 Jahresbrut

Eiablage: unterschiedlich je nach geographischem Vorkommen: Äthiopien ab September, Somalia ab Oktober, Mittel- und Westkenia ab April, Zimbabwe ab April.

Brutzeit: sehr unterschiedlich, insgesamt läßt sich feststellen, daß der Weißrückengeier in Afrika praktisch das ganze Jahr über zur Brut schreitet: Äthiopien – September bis April, Somalia - Oktober bis Januar, Kenia - April bis September, Zimbabwe – April bis September.

 

Nest: Horstplattform aus Reisig.

Neststandort: Koloniebrüter, die Horste werden auf Bäumen angelegt und jahrelang genutzt. Als Horstbäume dienen Akazien und Boabaks. Inzwischen werden Horste auch auf den Masten von Hochspannungsleitungen angelegt.

 

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Ei des Weißrückengeiers - Attribution: Von Didier Descouens - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=16930224 - siehe Bildnachweise

 

Gelege: 1 Ei

Eier: Elliptisches Ei mit weißer Grundfarbe und rötlich-brauner bis brauner Fleckung.

 

Eimasse und Eigewichte

Länge x Breite: 88,0x67,0 mm

Gewicht: ≈ ??? g

 

Nachgelege: es liegen keine Daten vor.

 

Brutdauer: ≃ 56 Tage, es brüten beide Altvögel abwechselnd.

 

Nestlingsdauer - Führungszeit: bedunter Nesthocker, der anfangs gehudert wird. Nach ca. 4 Monaten verlässt der junge Weißrückengeier den Horst.

 

Flügge: wahrscheinlich wird der junge Weißrückengeier nach dem Ausfliegen noch eine längere Zeit von den Altvögeln betreut.

 

 

Nahrung: Der Weißrückengeier gehört zu den Kadaververwertern und versorgt sich an großen Kadavern und Aas. Zusätzlich werden auch Knochenreste genommen. Grundsätzlich bedient sich der Weißrückengeier an den Resten der Kadaver.

 

Lebensdauer: der Weißrückengeier kann ca. 19 Jahre alt werden.

 

Mortalität - Sterblichkeit: unbekannt.

 

Feinde und Gefährdungen: Der Weißrückenbussard ist stark gefährdet durch den Verlust von Lebensraum, Rückgang der verfügbaren Kadaver und durch Verluste an Freileitungen. Dazu kommen noch ausgelegte vergiftete Kadaver, die zur Reduzierung von Raubwild ausgelegt wurden. Da der Weißrückengeier das Endglied der Nahrungskette darstellt, wird er durch Vergiftungen stark beeinträchtigt. Gerade bei Vogelarten mit nur einer geringen Reproduktionsrate führen alle Verluste, welche die normale Sterblichkeit übersteigen unweigerlich zum radikalen Rückgang der Bestandszahlen.

 

 

 

Quellennachweise

 

Brown, Leslie, Die Greifvögel, Ihre Biologie und Ökologie, Paul Parey Verlag Hamburg und Berlin, 1979

Ferguson-Lees, James, Christie, David, Raptors of the World, A Field Guide, Christopher Helm London, 2005, reprinted 2019

Fischer, Wolfgang, Die Geier, Die Neue Brehm-Bücherei, A. Ziemsen Verlag Lutherstadt Wittenberg, 1963

Glutz von Blotzheim, Urs et. al (HG), Handbuch der Vögel Mitteleuropas, Band 4, Falconiformes, AULA-Verlag Wiesbaden, 2. durchgesehene Auflage 1989

Grzimek, Bernhard et al (HG), Grzimeks Tierleben, Band VII, Vögel 1, Kindler Verlag AG Zürich, 1968

Mebs, Theodor, Die Greifvögel Europas Nordafrikas und Vorderasiens, Franchk-Kosmos Verlags GmbH & Co. KG, 2. Auflage 2014

Weick, Friedhelm, Die Greifvögel der Welt, Verlag Paul Parey Hamburg und Berlin, 1980

 

Geier, Sonderheft der Zeitschrift Der Falke, Journal für Vogelbeobachter, AULA-Verlag Wiebelsheim, 2016

 

Bildnachweise

 

Ei des Weißrückengeier: Attribution: Von Didier Descouens - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=16930224

 

Weissrückengeier am Aas - Source: EcoPic/Agentur iStock