Der Italiensperling (Passer italiea)

 

Das Miteinander von Hausperling und Weidensperling in den Ländern des Mittelmeerraunes hat zur Bildung von Mischformen geführt. Eine dieser daraus entstandenen Mischformen ist der Italiensperling. Frührer wurde er als Unterart des Haussperlings angesehen, heute stellt er eine eigene Art in der Gruppe der Sperlinge dar. Im Wesentlichen ähnelt der Italiensperling dem Haussperling. Die Unterschiede sind vor allem in der Kopfzeichnung zu erkennen.

 

Während der Italiensperling im Wesentlichen seine Heimat in Nord- und Mittel-Italien, Südwest-Frankreich, Korsika, Teilen der Schweiz und auf der Balkanhalbinsel hat, so exisitert doch auf der deutschen Hochsee-Insel Helgoland zeitweise eine recht ansehnliche Population des Italiensperlings.

 

 

 

italiensperling
Italiensperling
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Italiensperling

 

Steckbrief: Italiensperling

 

Brutzeit – Alter – Gewicht – Fortpflanzung – Lebensraum – Nahrung

 

Systematische Einordnung - Taxonomie:

Ordnung: Sperlingsvögel (Passeriformes)

Familie: Sperlinge (Passeridae)

Gattung: Sperlinge (Passer)

Art: Italiensperling

 

Wissenschaftlicher Name: Passer [domesticus] italiae (Vieillot 1817)

 

Namen und Synonyme des Italiensperlings

 

Artname Englisch: Italien Sparrow

Artname Französisch: Moineau cisalpin

Artname Finnisch: Varpunen

Artname Italienisch: Passera d'Italia

Artname Kroatisch: Talijanski vrabac

Artname Spanisch: Gorrión Italiano

Artname Finnisch: Italianvarpunen

Artname Isländisch: Ítalaspör

Artname Dänisch: Italiensk Spurv

Artname Schwedisch: Italiensk sparv

Artname Ungarisch: Olasz veréb

Artname Tschechisch: Vrabec italský

Artname Slowakisch: Vrabec taliansky

Artname Polnisch: Wróbel apeniński

Artname Russisch: Итальянский воробей

. Nester werden gerne in Kolonien angelegt.

 

Beschreibung des Italiensperlings

 

Vorkommen / Verbreitung: Grundsätzlich existiert ein geschlossenes Verbreitungsgebiet des Italiensperlings in Mittel- und Nord-Italien, Südost-Frankreich, Korsika, im Südwesten Mitteleuropas, in der Schweiz (lokal im Wallis, Engadin und im Tessin), in Österreich in Kärnten und Tirol, Balkanhalbinsel.

 

Wanderungen: Überwiegend Standvogel, mit invasionsartigen Einflügen an die Adriaküste.

 

Lebensraum - Biotop: Als echter Kulturfolger des Menschen siedelt der Italiensperling in den gleichen Biotopen wie Hausperling und Weidensperling: an Bauernhöfen, wo auch Tierzucht und Kleintierhaltung betrieben wird. Ansonsten ist der Sperling in Europa in allen geschlossenen Siedlungsräumen vom Dorf bis zu Ballungsräumen der Metropolregionen vertreten.

 

Verhalten: Der Italiensperling ist tagaktiv. Der Nahrungserwerb erfolgt am Boden, in Büschen und Hecken. Fliegende Insekten werden teilweise aus dem Flug heraus gefangen.

 

italiensperling
Italiensperling

 

Kennzeichen: Der Italiensperling ähnelt dem Haussperling. Der Schnabel ist kurz und wirkt klobig.

 

Schnabel: im Brutkleid ist der Schnabel beim ♂ schwarz; ansonsten, wie beim ♀ hornbraun mit gelblicher Schnabelbasis

 

Läufe und Füße: Hellbraun

Iris: braun

 

Größe und Gewichte

 

Größe und Gewichte des Italiensperlings ähneln denen des Haussperlings

Größe: 13,5-15 cm

Gewicht:

♂: 17-21,5 g, Ø 18,9 g

♀:15,8-19,8 g , Ø 17,6 g

Spannweite: 22,5-25,5 cm

Flügellänge:

♂: 73-81 mm; Ø 79,0 mm

♀: 72-80 mm; Ø 75,7 mm

 

Stimme und Ruf: Haussperlinge sind sehr ruffreudig und äußern schilpende und auch zeternde Laute wie: „schilp schilp schilp“ – teilweise auch als „tschuip“ wiedergegeben. Weiches „wäd“. Der Erregungsruf, als Reihenruf, klingt wie „tschet-tschet-tschet“, auch schnelles „tetetetet“.

 

Fortpflanzung des Italiensperlings

 

In Mitteleuropa entsprechen die Fortpflanzungscharakteristika des Italiensperlings denen des Haussperlings

 

Geschlechtsreife: Italiensperlinge werden bereits im ersten Jahr geschlechtsreif.

 

Paarung: Italiensperlinge führen offenbar eine monogame Dauerverbindung. Allerdings kommt es auch zu Bigamie. Die Brutpaare sind sehr standorttreu und bleiben meist das ganze Jahr über am Brutplatz, der auch in der Folgezeit nicht aufgegeben wird. Bei Einjährigen erfolgt die Paarbildung bereits im Herbst.

 

Revierverhalten: Der Nestplatz wird vom ♂ verteidigt, ansonsten wird gerne in Kolonien gebrütet.

 

Paarungszeit: geschlechtsreife Jungvögel der Italiensperlinge beginnen mit der Balz bereits im Herbst, während die Balz bei unverpaarten Vögeln bis in den Frühling anhält.

Kopulationen - Begattungen: Italiensperlinge sind sehr paarungsfreudig. Auf den Nestern sind, während der Brutsaison, bis zu 200 Kopulationen auf den Nestern durchaus üblich.

 

Bruten: generell 2-3 Jahresbruten, es sind allerdings auch 4 Jahresbruten nachgewiesen.

Legebeginn: Da der Legebeginn stark temperaturabhängig ist kann der tatsächliche Legebeginn auch später erfolgen. Generell erfolgt der früheste Legebeginn ab Mitte März-Anfang April. Die Hauptzeit des Legebeginns ist Mitte/Ende April wobei noch bis in den Juli hinein Eier gelegt werden. Auch im November wurden noch Bruten nachgewiesen.

Brutzeit: März bis Ende August/Anfang September

 

Nest: Nester werden als Kugelbauten, mit seitlichem Eingang, aus Stroh und trockenem Gras angelegt. Bei unverpaarten wird der Nestbau vom ♂ begonnen und dann von ♂ + ♀ gemeinsam beendet. Bei Italiensperlingen sind Nestbauten das ganze Jahr über zu beobachten.

 

Neststandort: Nester der Italiensperlinge lassen sich an vielen Orten finden, wie z.B.: Höhlen, Spalten, tiefe Nischen in Mauerwerken, in Felsen, in Erdwänden, in Bäumen, auch in den Nestern von Mehlschwalben, in Hallen und in Gebäuden.

 

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Italiensperling
ei italiensperling
Eier des Italiensperlings - Source: Von Didier Descouens - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=24311920

 

Gelege: mindestens 2 Eier, regelmäßig 4-6, selten 7 und 8 Eier. In der Regel werden die Eier in einem Zeitraum von bis zu 90 Minuten nach Sonnenaufgang gelegt.

Eier: kurzovale Eier mit mattglänzender, weißlich bis bläulicher Schale mit dunkelbrauner Fleckung.

Eimasse und Eigewichte:

Länge: 17,4-24,4 mm

Breite: 13,7-16-6 mm

Ø-Eimass: 22,5x15,7 mm

Schalengewicht: 0,15-0,23 g

Nachgelege: Bei Folgegelegen liegt der Abstand zum ersten Ei bei ca. 6-8Tagen.

Legeabstand: 1 Tag

Brutbeginn: Teilweise schon nach Ablage des ersten Ei. Beide Altvögel brüten.

Brutdauer: 10-17 Tage, selten bis 17 Tage.

 

Schlüpfen: Mit Ausnahme des letzten Jungen, erfolgt das Schlüpfen des Geleges an einem Tag.

Nestlingsdauer: Nesthocker, die anfangs noch vom ♀ gehudert werden. Die Jungen verlassen das Nest nach ca. 14-16 Tagen

 

Füttern: Bei den Italiensperlingen füttern beide Partner, teilweise auch nur das ♀

 

Flügge: nach ca. 14-16 Tagen können die jungen Italiensperlinge schon gut fliegen, werden aber noch weitere 14 Tage geführt und sind dann selbständig.

 

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Italiensperling

 

Nahrung – Lebensdauer – Mortalität – Feinde & Gefährdungen

 

Nahrung: Italiensperlinge ernähren sich – ähnlich den Haussperlingen - hauptsächlich von Sämereien, Getreide, Gräser, Binsen, Gänsefuß, Knöterich, Haushaltsabfälle, in Städten auch Brot und ansonsten im menschlichen Wohnbereich angebotenes Vogelfutter. Während der Brutzeit und im Sommer beträgt der Anteil tierischer Nahrung bis zu 30 % der aufgenommenen Nahrung. Die tierische Nahrung besteht aus Insekten, Blattläusen, Käfern, Heuschrecken und Raupen.

 

Lebensdauer: Beim Italiensperling sind nur Daten von gefangenen Vögeln verfügbar. Demnach soll das Höchstalter ca. 20 Jahre betragen.

 

Sterblichkeit - Mortalität: wahrscheinlich ähnlich dem Haussperling.

 

Feinde - Gefährdungen: Die Gefährdungsursachen sind sehr vielfältig und überwiegend von Menschen verursacht. Vor allem die erhebliche Verschlechterung der Lebensräume bzw. der Lebensraumqualität, mit Rückgang von Nistplatzmöglichkeiten, Verlust von geeigneter Nahrung für die Jungenaufzucht sind auf den vorderen Plätzen zu nennen; monotone Landschaften, Zerstörung aufgelockerter Landschaften, Hinwendung zu reinen Agrarsteppen, Ausräumung der Landschaft. Rückgang von Pferde- und Kleintierhaltung in den ländlichen, stadtnahen Gebieten. Rückgang des Haferanbaus. Stärkere Verwendung von Bioziden in der Landwirtschaft. Rückgang von Öd- und Brachflächen zu allen Jahreszeiten und nicht nur im Winter. Geringeres Insektenangebot zur Brutzeit durch das Fehlen von entsprechenden Sträuchern und Büschen in den Gärten.

 

Als Prädatoren sind Hauskatzen, verwilderte Katzen in Siedlungsgebieten, Schleiereule, in den Städten auftauchende Sperber. Zur Türkentaube besteht eine Nahrungskonkurrenz, wo vorhanden auch die Sumpfohreule.

 

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Italiensperling

 

Quellennachweise

 

Bauer, Hans-Günther, Bezzel, Einhard et. al. (HG), Kompendium der Vögel Mitteleuropas, Band 1+2, Sonderausgabe 2012, Aula Verlag, Wiebelsheim

Bauer, Hans-Günther, Bezzel, Einhard et. al. (HG), Kompendium der Vögel Mitteleuropas, Band 3, Literatur und Anhang, Aula Verlag Wiebelsheim, 2. vollständig überarbeitete Auflage 1993

Bezzel, Einhard, Kompendium der Vögel Mitteleuropas, Passeriformes, Band 2, AULA-Verlag Wiesbaden, 1993

Bruun/Singer/König/Der Kosmos Vogelführer, Franck'sche Verlagshandlung Stuttgart, 5. Auflage 1982

Glutz von Blotzheim, Urs et. al (HG), Handbuch der Vögel Mitteleuropas, Band 14/I, Passeriformes (5. Teil), AULA Verlag GmbH Wiesbaden, 1997

Svenson, Lars et. al, Der Kosmos Vogelführer, Franck-Kosmos Verlag GmbH & Co. KG, Stuttgart, 2. Auflage 2011

 

Bildnachweise

 

Eier des Italiensperlings - Quelle: Von Didier Descouens - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=24311920