Der Papageitaucher (Fratercula arctica)

 

Der Papageitaucher ist ein Brutvogel des Nordatlantiks und des nördlichen Polarmeeres. Die Brutgebiete befinden sich an der nordamerikanischen Ostküste zwischen Labrador (Kanada) und Maine (US), Grönland, Island, Jan Mayen, von Spitzbergen/Bäreninsel bis nach Nowaja Semlja, Murmansküste bis nach Süd-Norwegen, Irland, Großbritannien (Küste), Orkney Inseln, Shetlandinseln. Unregelmäßige Vorkommen befinden sich in Südschweden und an der Nordwestküste Frankreichs. 

 

Der Weltbestand der Papageitaucher wird auf 8 Millionen Brutpaare geschätzt, welche sich auf 60% borealer Zone, 40% in der arktischen Zone und nur 1% auf die hocharktische Zone verteilen. In Europa allein brüten 90% des gesamten Weltbestandes.

 

Auf Helgoland ist der Papageitauch kein Brutvogel mehr, kommt dort aber als unregelmäßig übersommernder Gast vor (Nichtbrüter oder Jungvögel unter 3 Jahren).

 

 

 

Steckbrief: Papageitaucher

 

Brutzeit - Größe - Gewicht - Alter - Nahrung - Lebensraum-Biotop

 

Systematische Einordnung:

Ordnung: Schnepfen-, Möwen- und Alkenvögel (Charadriiformes)

Familie: Alke (Alcidae)

Gattung: Papageitaucher (Fratercula)

Art: Papageitaucher

 

Beschreibung:

Wissenschaftlicher Name: Fratercula arctica

Artname in Englisch: Atlantic Puffin

Artname in Französisch: Macareux moine

Artname in Niederländisch: Papegaaiduiker

 

Vorkommen / Verbreitung: Der Papageitaucher ist Brutvogel im Nordatlantik und im nördlichen Polarmeer. Brutvorkommen befinden sich an der nordamerikanischen Ostküste zwischen Labrador und Main, Grönland, Island, Jan Mayen, Spitzbergen, Bäreninsel, im Osten bis nach Nowaja Semlja, von der Murmanskküste bis nach Süd-Norwegen, britische Inseln, in Großbritannien besonders an der schottischen Küste und auf den vorgelagerten Inseln, Orkney Inseln, Shetland Inseln.

 

Wanderungen: Der Papageitaucher ist Stand-, Strich- und Zugvogel. Von den Brutgebieten im Nordatlantik gibt es Winterzüge in die südlichen Gebiete und sogar bis in das westliche Mittelmeer und nach Nordafrika. Populationen aus Nord-Schottland ziehen nach Neufundland; von Schweden aus nach Grönland, Island, Sardinien, Algerien, Süd-Marokko; aus Irland nach Italien, Algerien und Marokko; Jungvögel aus Nord- und Südnorwegen ziehen nach Großbritannien, Färoer, Island, Grönland und Neufundland. Jungvögel unternehmen die weitesten Wanderungen. Bis Ende August sind die letzten Vögel aus den Brutkolonien abgezogen. Die Rückkehr in die Brutgebiete beginnt Ende März/Anfang April und kann bis in den Mai dauern.

 

Überwinterung: Papageitaucher überwintern südlich des Polarkreises in Grönland, Island, Neufundland, sowie im westlichen Mittelmeer und an der Nordwestküste Afrikas (Marokko, Algerien).

 

Lebensraum: Der Papageitaucher ist sehr stark an das Meer gebunden. Gebrütet wird auf der Oberkante grasbewachsener Klippen, in Block- und Geröllfeldern (am Fuß der Steilwand). An der Oberkante von Steilwänden werden bevorzugt Höhlen genutzt (z.B. ehemalige Kaninchenbauten oder Höhlen von Schwarzschnabelsturmtauchern). Wo keine passenden Höhlen vorhanden sind, bauen Papageitaucher auch eigene Höhlen.

 

Verhalten: Papageitaucher sind vorwiegend tagaktiv und als gute Taucher bekannt. Aufgrund ihres Körperbaus sind sie an Land erheblich beweglicher als Lummen und Tordalke. Für den Abflug wird ein erhöhter Punkt benötigt. Der Flug ist durch schnelle Flügelschläge gekennzeichnet. Papageitaucher sind gesellig und Koloniebrüter, schließen sich auch gemischten Seevogelkolonien an.

 

Kennzeichen: Der Papageitaucher ist ein kleiner Alkvogel; in der Größe mit der Krickente zu vergleichen. Dicker Kopf mit großem hohem Schnabel. Flügel sind im Flug runder als bei allen anderen Alkarten.

 

Adultes Brutkleid: Oberseite schwarz, Kopfseite weiß, Unterseite weiß, Hals schwarz. Im Brutkleid ist der Schnabel auffallend bunt, an der Spitze mit schwarz-gelb-roter Färbung, Schnabelbasis dreieckig grauviolett mit gelber Umrandung.

 

Adultes Ruhekleid: eher grauweiße Wangen, Gesicht wirkt dunkel, Oberseite schwarz; Schnabel nun ohne die bunten Hornornamente; Schnabelfirst gekerbt mit chromgelber Spitze

 

Jungvögel – juvenile: Schnabel nur länglich (lanzettförmig) und erreicht nur die halbe Höhe des adulten Schnabels.

 

Füße: adultes Brutkleid = leuchtend rot, Ruhekleid ♂ = rot ♀= orange bis zitronengelb; juvenile = dunkelgrau. Iris: in allen Kleidern braun bis gelblich.

 

Größe: 28-34 cm

Gewicht: 360 g

Spannweite: 50-60 cm

 

Stimme: tief knurrendes „orrr“, „o-oh“ oder „ha-hah“.

 

Geschlechtsreife: erste Brut beim Papageitaucher frühestens mit 5-6 Jahren. Jüngere Vögel erscheinen zwar an der Peripherie der Kolonien, brüten aber nicht.

 

Paarungszeit: monogame Saisonverbindung. Durch die hohe Brutplatztreue der Papageitaucher kommt es jedoch zu regelmäßigen Wiederverpaarungen. Paarung erfolgt kurz vor dem Erreichen der Kolonie.

 

Bruten: 1 Jahresbrut.

Eiablage: frühestens Mitte April, regelmäßig ab Ende April, in Norwegen meistens Ende Mai/Anfang Juni.

Brutzeit: April bis Juni

 

Nest: Nestmulde auf dem Boden, nur spärlich ausgepolstert.

Neststandort: Vorhandene oder selbst gegrabene Höhlen, meistens in der Oberkante grasbewachsener Klippen. Die Nestkammer hat einen Durchmesser von 30-40 cm, der Eingang nur einen Durchmesser von 25-30 cm.

Gelege: 1 Ei.

Eier: kurzspindelförmig mit glatter, glanzloser Schale. Meistens weiß, mit schwach-braunen bis violetten Unterflecken.

Nachgelege-Ersatzgelege: Nachgelege sind selten.

 

Brutdauer: 35-38 Tage, ♂ und ♀ brüten

Bruterfolg: Bei schlechtem Nahrungsangebot kann fast die gesamte Brut umkommen. In guten Beutejahren kommen dagegen bis zu 90% der Jungtiere durch.

 

Nestlingsdauer: bedunte Platzhocker, die von beiden Eltern betreut werden. Bis zum neunten Tag wird das Junge noch gehudert.

Flügge: 37-41 Tage, je nach Entwicklung der Jungen, kann das Flüggewerden auch später einsetzen; d.h. bei schlechter Versorgung der Jungen, in beutearmen Jahren, entwickeln sich die Jungen auch langsamer. Die Jungen sind schon kurz vor dem Flüggewerden selbständig. Gut entwickelte Junge fliegen dann direkt auf das Meer hinaus, während schwächere Junge hangabwärts laufen oder springen. Zu diesem Zeitpunkt wird von den Altvögeln nicht mehr gefüttert. Der Erstflug erfolgt in der Nacht.

 

Nahrung: Papageitaucher fressen kleine Schwarmfische (z.B. Sandaale, Sprotten, Heringe oder kleine Dorschverwandte). Die erbeuteten Fische sind im Mittel zwischen 10-15 cm lang, maximal werden Fische bis zu 20 cm verschlungen; die Gewichte der Beutefische liegen überwiegend bei <2 g können aber bis zu 33 g wiegen.

 

Lebensdauer und Mortalität: Der älteste bekannte Ringvogel wurde über 20 Jahre alt. Es besteht eine hohe Jungensterblichkeit, erst ab dem dritten Lebensjahr sinkt die Sterblichkeit auf 4-5% pro Jahr.

 

Feinde: Raubmöwen, Großmöwen, Nahrungsverknappung, Witterung.

 

Jagdzeit: Nein. Naturschutz