Die Rohrdommel (Botaurus stellaris)

 

Die Rohrdommel ist eine mittelgroße Reiherart und bewohnt vor allem großflächige, im Wasser stehende mehrjährige Schilf- und Röhrichtbestände an Flachgewässern, Verlandungszonen, Fließgewässern, Flussaltarmen und Durchströmungsmooren. Wo die Rohrdommel noch intakte Lebensräume auffindet ist sie auch als Brutvogel noch anzutreffen. 

 

In Deutschland kommt die Rohrdommel überwiegend im Nordostdeutschen Tiefland vor, wo gegenwärtig bis zu 90% der bekannten Brutvogelbestände sind. Trotz bekanntem Rückgang der Bestände gilt die Rohrdommel als gefährdet aber stabil, der Brutbestand wird auf 950-1100 Brutpaare geschätzt.

 

 

 

 

Steckbrief: Die Rohrdommel

 

Brutzeit - Gelege - Fortpflanzung - Größe - Gewicht - Alter - Nahrung - Lebensraum - Jagd

 

Systematische Einordnung:

Ordnung: Reiher (Ardeiformes)

Familie: Reiher (Ardeidae)

Gattung: Dommeln (Botaurus)

Art: Rohrdommel

 

Beschreibung:

Wissenschaftlicher Name: Botaurus stellaris

Artname in Englisch: (Eurasian) Bittern

Artname in Französisch: Butor étoileé

Artname in Niederländisch: Roerdomp

Artname in Schwedisch: Rördrom

Artname in Dänisch: Rødrum

Artname in Polnisch: Bak

 

Vorkommen / Verbreitung: Das Verbreitungsgebiet der Rohrdommel ist lückenhaft und erstreckt sich von Europa über die mittleren Breiten Asiens bis nach Nord-Japan. Isolierte Populationen finden sich im Norden und Süden des afrikanischen Kontinents.

 

Die europäischen Vorkommen beginnen im Nordwesten Kontinentaleuropas über Mitteleuropa nach Südost- und Osteuropa hineinnach Russland; inklusive Südskandinavien. Keine Vorkommen der Rohrdommel finden sich dagegen in Nordskandinavien und dem nördlichen Fennoskandinavien. Kleinere Vorkommen gibt es in Südost-England. Grundsätzlich ist die Rohrdommel in Europa entweder ein lokaler Brut- und Sommervogel oder Jahresvogel.

 

Wanderungen: Die Rohrdommel ist Teilzieher aber auch Jahresvogel. In harten Wintern setzen dagegen Zugbewegungen ein. Die mitteleuropäischen Brutvorkommen ziehen Süd-Süd-West-Richtung (SSW) und in West-Süd-West-Richtung (WSW) aus den Brutgebieten ab. So ziehen die Brutvögel aus Litauen bis nach Frankreich, aus Südschweden bis nach Spanien und polnische Brutvögel der Rohrdommel ziehen auch bis nach Spanien. Dabei werden Zugwege von 1500 bis 2000 km zurückgelegt. Es wird davon ausgegangen, daß diese Zugbewegungen nur entsprechenden Kältebedingungen einsetzen.

 

Die Brutvorkommen aus Belgien, Niederlande und Westdeutschland ziehen dagegen nicht, bzw. bei starken Kälteeinbrüchen nur über Kurzstrecken in Richtung Frankreich oder nach Südost-England. Britische Brutvögel scheinen nicht zu ziehen. Dagegen gibt es bei den Jungvögeln sogenannte Zerstreuungswanderungen, welche schon Juli beginnen. Adulte Rohrdommeln ziehen ab September und bis in den November hinein, wetterbedingt auch noch im Dezember. Der Heimzug brutwilliger Vögel beginnt im Februar und hält bis in den April an, während die Masse der Heimkehrer im März zieht. Nichtbrüter und Jungvögel streichen dagegen auch während der Brutsaison weit umher.

 

Überwinterung: Die Winterquartiere paläarktischen Brutvorkommen der Rohrdommel beginnen bereits in Westeuropa und reichen über Mitteleuropa bis nach Osteuropa, sowie in Vorderasien und in Nordafrika.

 

Lebensraum - Biotop: Die Rohrdommel benötigt für eine Ansiedlung ausgedehnte Flachgewässer mit entsprechenden Schilf- und Rohrbeständen, welche zudem schon mehrere Jahre alt sein müssen. Auch die Dichte der Schilf- und Rohrbestände darf keine zu hohe Dichte aufweisen, da die Rohrdommel durch die Schilfbestände pirscht. Im Norden Mitteleuropas siedeln Rohrdommeln auch an Ton- und Torfstichen, Flussaltarmen, Niedermooren mit Schilfflächen und Kiesgruben. Während der Zugzeit sind Rohrdommeln auch an offenen Gräben und Ufern anzutreffen.

 

Verhalten: Die Rohrdommel ist dämmerungs- und nachtaktiv. Flugbewegungen sind meist sehr niedrig über den Schilfflächen. Der Nahrungserwerb erfolgt tagsüber, wobei die Rohrdommel durch die Schilf- und Rohrbestände pirscht. Wie bei Reihern üblich, wird auch vom Ansitz aus gejagt. Bei Gefahr zeigt die Rohrdommel die typische Pfahlstellung, wobei der Schnabel steil nach oben gereckt wird. In dieser Haltung kann die Rohrdommel dann längere Zeit verweilen.

 

Kennzeichen: Die Normalhaltung der Rohrdommel ist die einer gedrungenen Gestalt, mit eingezogenem Hals und waagerecht gehaltenem Schnabel. Im Größenvergleich ist die Rohrdommel größer als ein Bussard, obwohl der Vergleich für die Bestimmung untauglich ist. Grundsätzlich ist die Oberseite der Rohrdommel gelbbraun mit schwarzer Längsstreifung, Flecken und wellenartiger Zeichnung. Die Unterseite bietet wenig Kontrast zur Oberseite und ist hellbraun bis gelblich gefärbt und ebenfalls mit langen schwarzen Streifen versehen. Die geöffneten Schwingen sind dunkel-rotbraun und zeigen an den Hand- und Armschwingen eine schwarze Querbänderung, nicht jedoch an den Flügeloberdecken. Schnabel: grünlich-gelb mit dunklem First; Füße und Zehen: gelbgrün; Iris: gelb, nach außen rot. .

 

Größe: 69-81 cm

Gewicht: ♂ 966-1940 g; ♀ 867-1150 g

Spannweite 100-130 cm

 

Stimme - Ruf: ♂ führen zwischen Mitte Februar und Juni einen Reviergesang aus, der, wegen seiner Charakteristik, der Rohrdommel den Beinamen Moorochse eingebracht hat. Der Ton des Gesangs ist tief und nicht laut, dafür aber über größere Entfernung zu hören: ähnlich „ü-Huhmb“, was bis zu fünfmal in Folge wiederholt wird. Der Flugruf klingt nasal wie „kau“ oder „quook“; der Warnruf ähnlich „kokoko“.

 

Geschlechtsreife: Bei der Rohrdommel tritt die Geschlechtsreife überwiegend im zweiten Lebensjahr ein.

 

Paarungszeit: monogame Saisonverbindung, das Rohrdommel ♂ kann auch polygame Verbindungen mit bis zu 5 ♀ eingehen, was allerdings nicht die Regel ist, sondern eher vom lokalen Angebot abhängt.

 

Bruten: 1 Jahresbrut.

Eiablage: Eier werden frühestens ab Ende März gelegt, die Hauptlegezeit ist zwischen Mitte April bis Mitte Mai; Gelege können noch bis in den Juni gezeitigt werden.

Brutzeit: Ende März bis spätestens Juli

 

eier rohrdommel
Eier der Rohrdommel

 

Nest: Nestplattform im Röhricht, über dem Wasserpegel. Die Nestplattform hat anfangs einen Umfang von 30-40 cm, bei einer Tiefe von 10-15 cm, wächst allerdings während der Brutzeit, da fortwährend neues Pflanzenmaterial eingetragen und verbaut wird.

 

Neststandort - Brutrevier: geschützt im dichten Röhricht.

Gelege: (mind. 3-) 5-6 (max. -7) Eier.

Eier: Stumpfovale, glanzlose Eier mit glatter Schale, Grundfarbe olivbraun.

 

Nachgelege: Bei Gelegeverlust Nachgelege aus 3-6 Eiern, teilweise sogar noch ein zweites Nachgelege.

Legeabstand: 24-72 Stunden.

 

- Source/Quelle des unveränderten Originalbildes: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Botaurus_stellaris_MWNH_0909.JPG Klaus Rassinger und Gerhard Cammerer, Museum Wiesbaden, CC BY-SA 3.0 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0>, via Wikimedia Commons

 

 

Brutbeginn: mit Ablage des ersten Eies.

Brutdauer: 25-26 Tage, nur das ♀ brütet.

Schlüpfen: Die Jungen schlüpfen in entsprechendem Abstand des Legeintervals mit bis zu 3 Tagen Abstand.

 

Nestlingsdauer: bedunte Nesthocker, die nur vom ♀ versorgt werden.

 

Flügge: Nach 4-5 Wochen verlassen die Jungen das Nest und wandern in der Nestumgebung umher. Erst nach 8 Wochen sind die Jungen voll Flugfähig.

 

Nahrung: Die Nahrung der Rohrdommel besteht fast ausschließlich aus Fischen, erst danach folgen Frösche, Molche, Wasserinsekten, Würmer, Crustaceen und Kleinreptilien. Ausnahmsweise werden auch Kleinvögel erbeutet.

 

Lebensdauer: Der älteste bekannte Ringfund einer Rohrdommel erreichte ein Lebensalter von 11 Jahren und 3 Monaten.

 

Mortalität - Sterblichkeit: Bei Rohrdommeln liegt die Sterblichkeit bei ca. 30% pro Jahr.

 

Feinde und Gefährdungen: Die wesentlichen Gefährdungsursachen bei der Rohrdommel sind im Verlust und dem Abbau von geeigneten Lebensräumen zu suchen, darunter vor allem Verlandung und Austrocknung von Feuchtgebieten, was indirekt zum Rückgang von geeigneten Nahrungsgrundlagen führt. Dazu kommen Umweltgifte, Mähen und Abbrennen von Schilf und eine hohe Besucherfrequenz in Naherhohlungsgebieten.

 

Jagdbares Wild: Nein

Jagdzeit: Nein. Naturschutz

 

 

Quellennachweise

 

Bauer, Hans-Günther, Bezzel, Einhard et. al. (HG), Kompendium der Vögel Mitteleuropas, Band 1, Sonderausgabe 2012, Aula Verlag, Wiebelsheim

Bauer, Hans-Günther, Bezzel, Einhard et. al. (HG), Kompendium der Vögel Mitteleuropas, Band 3, Literatur und Anhang, Aula Verlag Wiebelsheim, 2. vollständig überarbeitete Auflage 1993

Bezzel, Einhard, Kompendium der Vögel Mitteleuropas, Non-Passeriformes, Band 1, Aula Verlag Wiesbaden, 1985

Bruun/Singer/König, Der Kosmos Vogelführer, Franck'sche Verlagshandlung Stuttgart, 5. Auflage 1982

Glutz von Blotzheim, Urs et. al (HG), Handbuch der Vögel Mitteleuropas, Band 1, Gaviformes-Phoenicopteriformes, Akademische Verlagsgesellschaft, Wiesbaden, 1966

Svenson, Lars et. al, Der Kosmos Vogelführer, Franck-Kosmos Verlag GmbH & Co. KG, Stuttgart, ²2011

 

 

Bundesamt für Naturschutz: Nationaler Vogelschutzbericht 2019 gemäß Artikel 12 Vogelschutzrichtlinie, Berichtsdaten aus dem Abschnitt O...Roh Brutvögel (pdf download)

 

Bildnachweis: Eier der Rohrdommel: Quelle des unveränderten Originalbildes: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Botaurus_stellaris_MWNH_0909.JPG Klaus Rassinger und Gerhard Cammerer, Museum Wiesbaden, CC BY-SA 3.0 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0>, via Wikimedia Commons