Der Seeadler (Haliaeetus albicilla)

 

Der Seeadler ist, mit großen Lücken in der Verbreitung, über den Gesamten Raum der nördlichen Paläarktis verbreitet. Sein Verbreitungsgebiet beginnt im Süden Grönlands und erstreckt sich über Nordeuropa, Mitteleuropa, den Ostseeraum über Nordrussland bis nach Ostsibirien und Ostasien unter Einschluß von Japan und der Halbinsel Kamtschatka.

 

In Deutschland ist der Seeadler mit ungefähr 850 Brutpaaren verbreitet und der Bestand gilt als gesichert. Häufige Vorkommen des  Seeadlers finden wir in Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt, Brandenburg, im Norden Sachsens und in Niedersachsen. In NRW scheint, zumindest vorübergehend, das Brutvorkommen am Unteren Niederrhein erloschen zu sein.

 

 

 

seeadler kopf porträt
Seeadler - Kopfporträt
seeadler vogel portrait
Seeadler
seeadler porträt
Seeadler - Porträt
seeadler portrait
Seeadler - Porträt
seeadler portrait
Seeadler - Porträt

seeadler portrait
Seeadler - Porträt

 

Steckbrief: Seeadler

 

Brutzeit – Gelege – Größe – Gewicht – Nahrung – Biotop – Alter

 

Systematische Einordnung:

Ordnung: Greifvögel (Accipitriformes)

Familie: Habichtverwandte (Accipitridae)

Gattung: Seeadler (Haliaeetus)

Art: Seeadler

 

Beschreibung:

Wissenschaftlicher Name: Haliaeetus albicilla

Englisch: White-tailed Eagle

Französisch: Pygargue à queue blanche

Niederländisch: Zeearend

Schwedisch: Havsörn

Finnisch: Aromerikotka

Dänisch: Havørn

Polnisch: Bielik

 

Vorkommen / Verbreitung: Mit großen Lücken ist der Seeadler über das gesamte Gebiet der Nördlichen Paläarktis verbreitet. Sein Verbreitungsgebiet beginnt im Süden Grönlands und erstreckt sich über Nordwest-Europa hinüber bis nach Ostsibirien und Ostasien und endet in Japan und auf der Halbinsel Kamtschatka. Die Nördliche Grenze des Verbreitungsgebiet verläuft entlang des 70. Nördlichen Breitengrades und die südliche Grenze zwischen dem 30. Und 40 Nördlichen Breitengrad.

 

Die Hauptverbreitung des Seeadlers in Europa ist in Norwegen und ansonsten in Skandinavien und Russland. In Deutschland gilt der Seeadler nicht als gefährdet. Seine Hauptverbreitung ist in Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Sachsen und Niedersachsen. Die Brutvorkommen in NRW scheinen, zumindest vorübergehend, erloschen zu sein.

 

Wanderungen: Grundsätzlich ist der Seeadler Zug-, Strich und Standvogel. Die Wanderungen der juvenilen Seeadler sind Streuungswanderungen. Die Brutvögel aus Nord-Russland und Nordasien sind dagegen überwiegend Zugvögel. Wanderungen im Ostseebereich und innerhalb von Fennoskandinavien betreffen nur juvenile und immature Seeadler. Direkt nach der Brutzeit beginnt die oft ungerichtete Wanderung der Jungvögel. Der Wegzug der adulten Seeadler beginnt im Norden ab Ende August, die Winterquartiere werden zwischen September und Oktober erreicht. Mit dem Heimzug wird ab März/April begonnen.

 

Überwinterung: Als Überwinterungsgebiete gelten Deutschland, die Nördliche Adria und Italien.

 

Lebensraum – Biotop: Voraussetzung für eine Ansiedlung ist die Nähe zum Wasser. In Wassernähe werden dann unterschiedliche Landschaftsformen angenommen wie Tundren, Felsküsten, Meeresbuchten und selbst im Gebirge kann es zu Ansiedlungen kommen. In Mitteleuropa werden Nester (Horste) bevorzugt am Waldrand oder im Wald angelegt. Für die Nahrungsbiotope sind nährstoffreiche (eutrophe) Binnengewässer mit reichem Vogel- und Fischreichtum notwendig. Jagd bei Vereisung auch an der Küste.

 

Verhalten: Seeadler sind tagaktiv. Gute Flugeigenschaften und guter Segler. Beim Segel in der Thermik werden Handschwingen und Stoß gespreizt. Der Flug wirkt als Ruderflug etwas schwerfällig, wobei die Flügel tief durchgeschlagen werden. Jagd wird vom Ansitz aus, im Suchflug über dem Grund/Gewässer, auch rüttelnd oder im Stoßflug ausgeführt.

 

Kennzeichen: Der Seeadler ist sehr groß und wirkt auch bereits auf große Entfernung als groß. Körper ist gedrungen, breite Flügel.

 

Adulte Seeadler: Schwanz ist kurz und keilförmig, weiß, Schnabel mächtig. Kopf und Hals helleres Braun als das restliche Gefieder. Flügel lang und brettartig

 

Juvenile Seeadler: Schwanz länger als bei den ad. und weniger gerundet, teilweise mit weißer Fleckung.

 

Schnabel: Ad. = blaßgelb und Wachshaut; juv. = dunkel; immat. = bläulichgrau.

 

Füße: ad. + immat. = hell zitronengelb; juv. = grünlichgelb

 

Iris: ad. = gelb; juvenil = braunschwarz; immatur = gelblichbraun

 

 

seeadler vogel portrait
Seeadler und Mensch
seeadler vogel portrait
Seeadler und Mensch
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Seeadler und Mensch
seeadler und mensch
Seeadler und Mensch

 

Größe: 69-92 cm

Gewicht: 3075-5430 g ♂; 4080-6920 ♂

Spannweite: 20-245 cm

 

Stimme - Ruf: Zur Balzzeit sehr ruffreudig, sonst eher still. Beide Geschlechter rufen: ♂ „krick-rick-rick-rick“; ♀ tiefer als Männchen „rarack-rack-rack-rack“. Bei der Balz rufen ♂ + ♀ auch gemeinsam.

 

Geschlechtsreife: Beim Seeadler setzt die Geschlechtsreife frühestens mit dem dritten Lebensjahr, im Allgemeinen zwischen dem vierten und fünften Lebensjahr ein.

Paarungszeit: Monogame Dauerverbindung der Altvögel mit Bindung an das Revier (üblich bei Greifvögeln).

 

Bruten1 Jahresbrut

Eiablage: ab Mitte Februar bis Mitte März und auch noch bis in den April.

Brutzeit: Mitte Februar bis Mitte/Ende Juni

 

Nest: Umfangreiches Nest auf alten und hohen Bäumen, selten unterhalb von 10 m Höhe.

 

Neststandort - Brutrevier: Der Neststandort bei Seeadlern liegt in Mitteleuropa vornehmlich am Waldrand, innerhalb des Waldes an Waldlichtungen, die Entfernung zum Gewässer kann über 10 km betragen. Nester in Skandinavien werden auch in Felswänden oder auf Krüppelbäumen angelegt. Beide Altvögel bauen das Nest. Alte Nester werden weiter ausgebaut.

 

Der Unterbau besteht meistens aus kräftigen Knüppeln, auf die Reisig aufgebaut wird. Diese Horste können über längere Zeiträume immense Durchmesser und Höhen erreichen. Die Nestmulde wird mit Grasbüscheln aus der Umgebung ausgepolstert. Meistens gibt es mehrere Nester in einem Revier. Bei Störungen im Brutplatz, wird der Horst im nächsten Jahr nicht mehr genutzt.

 

 

 

seeadler kopf portrait
Seeadler - Kopfporträt
ei seeadler bildquelle museum wiesbaden
Ei des Seeadlers /Bildquelle: Klaus Rassinger und Gerhard Cammerer, Museum Wiesbaden, CC BY-SA 3.0 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0>, via Wikimedia Commons/https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/7/7b/Haliaeetus_albicilla_MWNH_0837.j

 

Gelege: (selten nur 2) regelmäßig 1-3.

Eier: breitovale bis spindelförmige Eier mit matt kalkweißer Schale, selten mit braunen Flecken.

Nachgelege: selten und wenn, dann nur bei sehr frühzeitigem Gelegeverlust; eher komplette Aufgabe des Brütens in diesem Jahr.

 

Legeabstand: 48-120 Stunden / 2-5 Tage.

Brutbeginn: mit Ablage des ersten Eies.

Brutdauer: (34) 38-42 (-46) Tage, ♂ und ♀ brüten.

 

Schlüpfen: Beim Seeadler beträgt der Schlüpfabstand mindestens 3 Tage, regelmäßig 8-10 Tage. Bei Dreiergelegen schlüpfen die beiden ersten mit nur einem kurzen Abstand, das letzte dagegen relativ spät.

 

Nestlingsdauer - Führungszeit: bedunte Nesthocker; die Jungen werden vom ♀ in den ersten zwei Wochen noch intensiv gehudert. Ab der dritten Woche bleibt das ♀ dann in Nestnähe. Das ♂ besorgt in den ersten vier Wochen allein die Nahrung für Jungen und ♀. Junge können mit 35-40 Tagen schon selbständig das Futter zerteilen, nach ca. 56 Tagen verlassen die Jungen bereits das Nest und stehen auf den Ästen des Horstbaumes.

 

Flügge: Mit ca. 70 Tagen werden die jungen Seeadler flügge. Danach bleiben sie noch in Horstnähe und werden noch weitere 35-40 Tage von den Altvögeln mit Futter versorgt.

 

seeadler vogel portrait
Seeadler im Flug

 

Nahrung: Sehr vielseitige Nahrungspalette, darunter mittelgroße bis große Wirbeltiere, See- und Süßwasserfische ab einer Mindestgröße von 10-15 kg, Nestflüchterküken bis zu Storchengröße; Säugetiere bis zur Größe von Fuchs und Reh. Das Gewicht der geschlagenen Beute kann 0,5-3 kg Gewicht haben. Im Frühjahr werden vornehmlich Fische gejagt während in der Brutzeit und im Herbst überwiegend Wasservögel auf dem Speiseplan stehen. Der Tagesbedarf eines Seeadlers liegt bei 500 g reinem Fleisch.

 

Lebensdauer: Der älteste bekannte Ringvogel eines Seeadlers erreichte ein Alter von 42 Jahren.

 

Mortalität - Sterblichkeit: Bei den adulten Seeadlern liegt die Sterblichkeit bei ca. 30% pro Jahr.

 

Feinde und Gefährdungen: Abschuß, Vergiftung (Köder), Auslegen von Tellereisen, Eierraub, Nestzerstörung; Tod an Freileitungen und Strommasten; Unfälle mit Kraftfahrzeugen im Straßenverkehr, Bahn, heutzutage auch Ausfälle durch Zusammenstoß mit Windkraftanlagen. Biotopverluste durch Abholzung der Bestände. Hohe Freizeitnutzung, Störungen im Horstbereich.

 

Jagdbares Wild: Ja

Jagdzeit: Ganzjährige Schonzeit

 

 

Quellennachweise

 

Bauer, Hans-Günther, Bezzel, Einhard et. al. (HG), Kompendium der Vögel Mitteleuropas, Band 1+2, Sonderausgabe 2012, Aula Verlag, Wiebelsheim

Bauer, Hans-Günther, Bezzel, Einhard et. al. (HG), Kompendium der Vögel Mitteleuropas, Band 3, Literatur und Anhang, Aula Verlag Wiebelsheim, 2. vollständig überarbeitete Auflage 1993

Bezzel, Einhard, Kompendium der Vögel Mitteleuropas, Non-Passeriformes, Band 1, AULA-Verlag Wiesbaden, 1985

Bruun/Singer/König/Der Kosmos Vogelführer, Franck'sche Verlagshandlung Stuttgart, 5. Auflage 1982

Fischer, Wolfgang, Die Seeadler, Die Neue Brehm-Bücherei, A. Ziemsen Verlag Wittenberg,1984

Glutz von Blotzheim, Urs et. al (HG), Handbuch der Vögel Mitteleuropas, Band 4, Falconiformes, AULA-Verlag Wiesbaden, 2. durchgesehene Auflage 1989

Mebs, Theodor (†), Schmidt, Daniel, Die Greifvögel Europas, Nordafrikas und Vorderasiens, Franck-Kosmos Verlag Stuttgart, 2. Auflage 2014

Svenson, Lars et. al, Der Kosmos Vogelführer, Franck-Kosmos Verlag GmbH & Co. KG, Stuttgart, 2. Auflage 2011

 

Bundesamt für Naturschutz: Nationaler Vogelschutzbericht 2019 gemäß Artikel 12 Vogelschutzrichtlinie, Berichtsdaten aus dem Abschnitt Se...Str Brutvögel + Verbreitungskarten (pdf download)

 

Bildnachweise:

 

Seeadler-Ei: Page-URL: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Haliaeetus_albicilla_MWNH_0837.JPG; Attribution: Klaus Rassinger und Gerhard Cammerer, Museum Wiesbaden, CC BY-SA 3.0 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0>, via Wikimedia Commons; File-URL: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/7/7b/Haliaeetus_albicilla_MWNH_0837.JPG