Die Ringeltaube (Columba palumbus)

 

 

In Europa ist die Ringeltaube die größte und häufigste Art aller Taubenarten. Das Verbreitungsgebiet der Ringeltaube beginnt im Westen bereits auf Madeira und den Kanaren und erstreckt sich von dort über Nordwest-Afrika über fast die gesamte europäische Landmasse und bis zum Ural und weiter nach Osten bis nach Südwest-Sibirien, sowie im Süden nach Vorderasien und den indischen Subkontinent. Im Norden endet die Verbreitung am 70. nördlichen Breitengrad.

 

Im kontinentalen Europa kommt nur die Nominatform (Columba palumbus L.) vor, deren Gesamtbestand auf 9-17 Millionen Individuen geschätzt wird. Die größten Populationen der Ringeltaube existieren in Deutschland, Großbritannien, Frankreich und Russland. Großbritannien, Belgien, Niederlande, der westliche Teil Deutschlands und Dänemark verzeichnen darüber hinaus die größte Brutdichte in ganz Europa.

 

ringeltaube sitzt in feld
Ringeltaube in einem Feld
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Ringeltaube in Feld
ringeltaube sitzt in feld
Ringeltaube sitzt in einem Feld

 

Steckbrief: Ringeltaube

 

Brutzeit – Gelege – Größe – Gewicht – Nahrung – Biotop – Alter

 

Systematische Einordnung:

Ordnung: Tauben (Columbiformes)

Familie: Tauben (Columbidae)

Gattung: Tauben (Columba)

Art: Ringeltaube

 

Beschreibung:

Wissenschaftlicher Name: Columbia palumbus

Artname in Englisch: Common Woodpigeon

Artname in Französisch: Pigeon ramier

Artname in Niederländisch: Houtduif

Artname in Finnisch: Sepelkyyhky

Artname in Dänisch: Ringdue

Artname in Schwedisch: Ringduva

Artname in Polnisch: Grzywacz

 

Vorkommen / Verbreitung: Das Verbreitungsgebiet der Ringeltaube beginnt im Westen auf Madeira und den Kanaren und erstreckt sich von dort über Nordwestafrika und das europäische Festland nach Osten über den Ural bis nach Südwest-Sibirien und nach Süden bis nach Vorderasien und auf den indischen Subkontinent.

 

Wanderungen: Die Ringeltaube ist ein Teilzieher, der in strengen Wintern in wärmere Gefilde abzieht. In Belgien und den Niederlanden, sowie in Nordwest-Deutschland beträgt Anteil der Standvögel ca. 45-70% der Gesamtpopulation. In der Schweiz ist die Ringeltaube dagegen schon ein Zugvogel.

Brutvögel aus Ungarn überwintern überwiegend in Italien, während die meisten Brutvögel aus Nordeuropa und Mitteleuropa nach Frankreich, Spanien und Portugal ziehen. Nur geringe Zahlen der Brutvögel der Britischen Inseln ziehen nach West- und Südfrankreich. Polnische Brutvögel ziehen überwiegend nach Spanien und Portugal.

Belgische, niederländische und deutsche Brutvögel ziehen scheinbar nicht weiter als bis nach Frankreich.

 

Die Hauptzugbewegungen orientieren sich entlang von Küstenlinien und Flusstälern. Der Zug beginnt mit Schwarmbildungen ab dem Sommer, welche bis in den Herbst andauert. In Mitteleuropa beginnt der Zug zwischen Mitte September bis Anfang November, wobei der Höhepunkt im Oktober erreicht wird. Der Frühjahrszug beginnt ab Ende Januar und erreicht den Höhepunkt im März/April

 

Überwinterung Überwinterungsgebiete der Ringeltaube sind Frankreich, Spanien, Portugal und Italien.

 

Lebensraum – Biotop: Die Nest- und Ruheplätze der Ringeltaube befinden sich in Gehölzen und Baumgruppen inmitten von Feldern, während im Wald nur die Randbereiche besiedelt werden. Die Ringeltaube siedelt auch in menschlichen Siedlungen, Städten und großen Ballungsräumen; außerdem auch Parkanlagen, Friedhöfen und Gärten.

 

Verhalten Die Ringeltaube ist überwiegend tagaktiv. Das Auffliegen der Ringeltauben wird mit lautem Flügelklatschen begleitet. Im Flug wird der Kopf hochgehalten und ausgestreckt. Flug teilweise mit mehreren Flügelschlägen, die von Gleitphasen unterbrochen werden; überwiegend aber gerader Streckenflug. Ringeltauben lassen sich von erhöhten Punkten gerne fallen und beginnen dann im Fall mit dem Flug Ringeltauben bilden große Schlafgesellschaften von 100 bis zu >1000 Individuen. Der Nahrungserwerb erfolgt überwiegend auf dem Boden durch Aufpicken oder Abreißen von Früchten, Samen und Blättern.

Beim Gehen regelmäßig häufiges Nicken mit dem Kopf.

 

Kennzeichen Größte der einheimischen Tauben; langer Schwanz, kein weißer Bürzel. Im Flügel fehlen schwarze Querbinden, allerdings weißes Band, das auch im Flug zu sehen ist. Oberseite blaugrau, Unterseite heller, Kropf und Brust weinrötlich. Adulte Ringeltauben haben einen weißen Fleck auf den Halsseiten. Über dem weißen Fleck ist eine grün-metallisch schimmernde Federpartie. Die weißen Flecken werden unterhalb durch ein dünnes purpurrotes Band begrenzt (teilweise sehr schwach ausgebildet). Den Juvenilen Ringeltauben fehlen die farbigen Flecken an den Halsseiten vollständig.

 

Schnabel: ad. = basal rosa bis rot, an der Spitze orange bis gelblich, Schnabelspitze ist hornfarben.

 

Füße: hell bis dunkelrot, auch violett

 

Iris: bei ad. Individuen ist die Iris hellgelb.

 

Augenring: schmaler grauer Augenring.

 

Größe: 41-45 cm

Gewicht:

♂ 325-690 g

♀ 284-587 g

Spannweite: 75-80 cm

Flügellänge:

♂ 24,3-26,3 cm

♀ 24,0-26,0 cm

 

Stimme - Ruf:.

 

Geschlechtsreife: Beide Geschlechter rufen; rhythmisches viersilbiges „ruh-gu-gugu“, auch in Variationen.

Paarungszeit: monogame Saisonverbindung, die allerdings auch über mehrere Jahre anhalten kann. Die Balz beginnt nach Ankunft im Brutrevier, meist zwischen März und April; in den Städten wird teilweise auch schon im Winter gebalzt.

 

Bruten2 Jahresbruten, teilweise auch 3 Jahresbruten. Bei Erstbrütern gibt es nur ein Gelege.

Eiablage: Frühestens ab März bis August/September

Brutzeit: März bis Anfang Oktober

 

Nest: Teilweise werden alte Nester als Unterlage genutzt; ansonsten ist das Nest der Ringeltaube eine Plattform als trockenen Zweigen, das mit einer flachen Mulde versehen ist.

Neststandort - Brutrevier: Nester werden auf Bäumen und Sträuchern angelegt. In Städten werden Nester auch auf Vorsprüngen und Nischen von Gebäuden angelegt. Generell liegt die Nesthöhe zwischen 1-15 Metern. Beim Fehlen von Bäumen und Sträuchern werden auch Bodennester angelegt. Der Nestbau dauert mindestens 2 Tage, in der Regel aber zwischen 6 und 13 Tagen. Die Bautätigkeit am Nest wird überwiegend vormittags durchgeführt.

Gelege: (selten 1-) 2-3 (maximal -4) Eier

Eier: elliptische Eiform bei schwachglänzender, weißer Schale.

Nachgelege: Ersatzgelege bei Brutverlust häufig.

 

Legeabstand: 1-2 Tage. Das erste Ei wird gewöhnlich nachmittags oder am Abend gelegt.

Brutbeginn: Nach Ablage des zweiten Ei.

Brutdauer: 16-17 Tage vom Legen des zweiten Ei bis zum Schlüpfen des zweiten Jungen; es brüten beide Altvögel

Schlüpfen: Zwischen dem Schlüpfen des ersten und letzten Jungen können 5-30 Stunden liegen.

 

Nestlingsdauer - Führungszeit: bedunte Nesthocker, die in den ersten 14-15 Tagen noch vom ♀ gehudert werden. Die Augen der Jungen öffnen sich erst am fünften Tag. Im Durchschnitt beträgt die Nestlingszeit 28-29 Tage, kann ausnahmsweise bis zu 34 Tage dauern. Bei Störungen wird das Nest schon nach 16-20 Tagen verlassen.

 

Flügge: Junge Ringeltauben werden nach 29-35 Tagen flügge. Die volle Flugfähigkeit wird erst nach 35 Tage erreicht. Junge Ringeltauben schließen sich nach dem Flüggewerden zu kleineren Trupps zusammen, ab August werden dann große Schwärme gebildet.

Nahrung: Fast ausschließlich vegetarisch; zur Nahrung gehören Eicheln, Bucheckern, Getreidesamen, grüne Blätter (Klee, Kohl, Raps, Hahnenfuß, Gräser), Erbsen, auch Beeren, Sämereien, Früchte und Blüten. In den Städten nehmen Ringeltauben auch Brot auf.

 

Lebensdauer: Der älteste bekannte Ringvogel einer Ringeltaube erreichte ein Alter von 16 Jahren und 4 Monaten.

 

Mortalität - Sterblichkeit: Juvenile Ringeltauben haben eine Jungendsterblichkeit von 60-70%. Erst ab dem zweiten Jahr sinkt die Sterblichkeit auf 35-41% pro Jahr.

 

Feinde und Gefährdungen: Bejagung, Biozide in der Nahrung, Prädatoren wie z.B. Habichte.

 

Jagdbares Wild: Ja

Jagdzeit: Bundesjagdgesetzt: August und vom 1. November bis zum 20. Februar

Nordrhein-Westfalen: 1. November bis 20. Februar

 

 

Quellennachweise

 

Bauer, Hans-Günther, Bezzel, Einhard et. al. (HG), Kompendium der Vögel Mitteleuropas, Band 1, Sonderausgabe 2012, Aula Verlag, Wiebelsheim

Bauer, Hans-Günther, Bezzel, Einhard et. al. (HG), Kompendium der Vögel Mitteleuropas, Band 3, Literatur und Anhang, Aula Verlag Wiebelsheim, 2. vollständig überarbeitete Auflage 1993

Bezzel, Einhard, Kompendium der Vögel Mitteleuropas, Non-Passeriformes, Band 1, Aula Verlag Wiesbaden, 1985

Bruun/Singer/König, Der Kosmos Vogelführer, Franck'sche Verlagshandlung Stuttgart, 5. Auflage 1982

Glutz von Blotzheim, Urs et. al (HG), Handbuch der Vögel Mitteleuropas, Band 9, Columbiformes - Piciformes, Akademische Verlagsgesellschaft, Wiesbaden, 1980

Svenson, Lars et. al, Der Kosmos Vogelführer, Franck-Kosmos Verlag GmbH & Co. KG, Stuttgart, 2. Auflage 2011

 

Bundesamt für Naturschutz: Nationaler Vogelschutzbericht 2019 gemäß Artikel 12 Vogelschutzrichtlinie, Berichtsdaten aus dem Abschnitt O...Roh Brutvögel (pdf download)