Die Wachholderdrossel (Turdus pilarus)

 

Die Wachholderdrossel gehört zu den Drosseln und ist in weiten Teilen Westeuropas Jahresvogel und Brutvogel.

 

Zur Brutzeit besiedelt die Wachholderdrossel offene bis Lichte Laub- und Mischwälder, sie ist in Feldgehölzen und Buschgruppen in abwechslungsreich gestalteter Landschaft, sowie in Alleen, Parks und Gärten anzutreffen. Wachholderdrosseln sind relativ gesellig, schließen sich zu größeren Trupps zusammen und brüten auch gerne in kleinen Kolonien.

 

Ab Herbst und bis zum Ende des Winters sind Wachholderdroseln auf Wiesen und daran angrenzenden Gehölzen und Buschgruppen anzutreffen. Ebenso begeben sich Wachholderdrosseln auf feuchte Wiesen und auch an Ufersäume von Gewässern, um dort aus dem Boden Regenwürmer zu erbeuten. Siehe dazu auch die folgenden Bilder.

 

Die Nahrung der Wachholderdrosseln besteht überwiegend aus Würmern und Insekten.

 

Hier geht es zum Steckbrief Wachholderdrossel.

 

 

wachholderdrossel am wasser
Wachholderddrossel am Uferrand
wachholderdrossel am wasser
Wachholderdrossel am Gewässerrand
wachholderdrossel am wasser
Wachholderdrosssel am Gewässerrand

 

Die Wanderungen der Wachholderdrossel

 

In Mitteleuropa und in Nordeuropa ist die Wachholderdrossel überwiegend Kurzstreckenzieher.

 

Die allgemeine Zugrichtung der Brutvögel aus Fennoskandinavien und Mitteleuropa ist Südwest bis Süd-Süd-West. Aus West-Russland ziehen die Brutvögel in Richtung West-Süd-West bis Südwest. Das Zugverhalten der Wachholderdrosseln ist sehr stark von den Wetterbedingungen und dem örtlichen Nahrungsangebot abhängig. Kurzfristige Kaltwettereinbrüche können daher plötzlich zu erheblichen Massierungen von Wintergästen in den Wintergebieten führen.

 

Die Brutvögel Norwegens ziehen im Winterhalbjahr besonders nach Großbritannien und darüber hinaus nach Belgien, Frankreich und bis nach Nordwest-Spanien. Schwedische Brutvögel ziehen hauptsächlich in den Osten von Großbritannien, Belgien, Frankreich sowie in Zugrichtung Süd und Ost nach in den Osten Deutschlands, den Westen der Tschechei, in die Schweiz und bis nach Norditalien. Die finnischen Brutvögel ziehen ähnlich den Wachholderdrosseln aus Schweden orientieren sich jedoch hauptsächlich auf Italien und den Adriaraum, sowie nach Ungarn und bis an den Kaukasus.

 

Brutvögel aus Polen, Deutschland und der Schweiz ziehen überwiegend nach Süd-Frankreich, Nord-Italien, jedoch nur in kleinen Gruppen bis nach Spanien. Aus Russland und dem westlichen Uralgebiet ziehen Wachholderdrosseln in Westrichtung bis nach Belgien, Süd-Frankreich; in Südrichtung geht der Zug nach Süd-Italien und nach Zypern. Die Brutvögel aus Sibirien kommen vereinzelt bis nach Frankreich.

 

Der Wegzug in die Winterquartiere wird von Jungvögeln aus den Frühbruten eingeleitet, welche dann große Scharen bilden und die Brutgebiete schon weit vor den Altvögeln verlassen. Jungvögel aus den späteren Bruten ziehen zusammen mit den Altvögeln.

 

Durch anfänglich noch warme Witterung und dadurch besseres Nahrungsangebot, kommt es jedoch anfangs nicht zur zweiten Zugbewegung. Erst durch dann plötzlich einsetzende Kälteeinbrüche kommt es dann zu regelrechten Fluchtbewegungen.

Unter normalen Voraussetzungen kommt aus Fennoskandinavien ab Ende September bis Anfang Oktober zum Wegzug, wobei der Höhepunkt zwischen Ende Oktober und Mitte November liegt. Der Wegzug aus Mitteleuropa beginnt im September und hält bis in den November an. Im Süden und Südwesten des Brutareals halten die Zugbewegungen bis November-Dezember an.

 

Mit dem Heimzug wird in Nordwest und Nord-Frankreich teilweise schon im Februar begonnen. In der Schweiz treffen die Brutvögel ab März, in West-Deutschland zwischen Ende Februar und März ein. Insgesamt hält der Heimzug bis in den April an und im Süden Skandinaviens werden die Brutareale ungefähr in der ersten Aprilhälfte erreicht.

 

wachholderdrossel am wasser
Wachholderdrossel am Wasser. Sehr schön zu sehen ist die Kopfzeichnung, die Zeichnung der Brust und Flanken, sowie Bürzel und Schwanz
wachholderdrossel am wasser
Wachholderdrossel sucht den Boden nach Regenwürmern ab
wachholderdrossel am wasser
Wachholderdrossel sitzt am Wasser
wachholderdrossel am wasser
Wachholderdrossel am Gewässerrand

wachholderdrossel am wasser
Wachholderdrossel am Wasser mit Ansicht der Vorderseite
wachholderdrossel am Wasser
Seitenansicht einer Wachholderdrossel
wachholderddrossel am wasser
Wachholderdrossel sitzt am Ufer eines Gewässers
wachholderdrossel am wasser
Wachholderdrossel hat einen Regenwurm im Boden entdeckt
wachholderdrossel am wasser
Wachholderdrossel will einen Regenwurm aus dem Boden holen

wachholderdrossel am wasser
Wachholderdrossel zieht einen Regenwurm aus dem Boden
wachholderdrossel am wasser mit regenwurm
Wachholderdrossel zieht einen Regenbogen aus dem Boden. Offensichtlich ist das mit Aufwand verbunden, denn die Drossel muss sich richtig dagegenstemmen.
wachholderdrossel am wasser mit regenwurm
Wachholderdrossel mit erbeutetem Regenwurm
wachholderdrossel am wasser mit regenwurm
Wachholderdrossel im Uferbereich - der erbeutete Regenwurm ist schon fast verschluckt

 

Steckbrief: Wachholderdrossel

 

Brutzeit – Gelege – Größe – Gewicht – Nahrung – Biotop – Alter

 

Systematische Einordnung:

Ordnung: Sperlingsvögel (Passeriformes)

Familie: Drosseln (Turdidae)

Gattung: Echte Drosseln (Turdus)

Art: Wachholderdrossel

 

Beschreibung:

Wissenschaftlicher Name: Turdus pilaris

Artname in Englisch: Fieldfare

Artname in Französisch: Grive litorne

Artname in Niederländisch: Kramsvogel

Artname in Finnisch: Räkättirastas

Artname in Dänisch: Sjagger

Artname in Schwedisch: Björktrast

Artname in Polnisch: Kwiczoł

 

Vorkommen / Verbreitung: Ursprünglich war die Wacholderdrossel ein Vogel der Taiga von West- und Mittelsibirien. Das Areal weitete sich dann im Laufe der Zeit nach Westen aus. Das zusammenhängende Areal, in der die Wacholderdrossel als Jahresvogel vorkommt ist erstreckt sich nun über Fennoskandinavien nach Westeuropa und bis nach Frankreich/Spanien.

 

In Südeuropa verläuft gegenwärtig die Südgrenze des Verbreitungsgebietes entlang der Linie Süd-Alpen – Kroatien – Süd-Karpaten und bis in die mittlere Ukraine. In Mitteleuropa ist die Wachholderdrossel inzwischen recht häufig anzutreffen und ist in der Schweiz bis in Höhen von 1900 m anzutreffen.

 

Wanderungen: In Mitteleuropa und in Nordeuropa ist die Wachholderdrossel überwiegend Kurzstreckenzieher.

 

Die allgemeine Zugrichtung der Brutvögel aus Fennoskandinavien und Mitteleuropa ist Südwest bis Süd-Süd-West. Aus West-Russland ziehen die Brutvögel in Richtung West-Süd-West bis Südwest. Das Zugverhalten der Wachholderdrosseln ist sehr stark von den Wetterbedingungen und dem örtlichen Nahrungsangebot abhängig. Kurzfristige Kaltwettereinbrüche können daher plötzlich zu erheblichen Massierungen von Wintergästen in den Wintergebieten führen.

 

Überwinterung Die Winterareale liegen bevorzugt im Südwesten des Brutareals. Im praktischen Beispiel heißt das, daß die Brutvögel aus den Niederlanden teilweise nach Baden-Württemberg ausweichen, die Brutpopulationen aus Island im Winter nach Mittel- und Süd-Norwegen sowie in den Ostseeraum ausweichen.

 

Die wesentlichen Überwinterungsgebiete sind Spanien/Portugal; Zypern, Syrien, Israel; Persischer Golf; Afghanistan; teilweise Südafrika. Weitere Wintergebiete in Afrika sind: Marokko, Algerien, Tunesien (Maghreb); Libyen; Mittel-Ägypten

 

Lebensraum – Biotop: Die Wachholderdrossel ist ein Brutvogel der halboffenen Landschaften. Voraussetzung sind reichhaltige Nahrungsgründe (=hohes Angebot an Regenwürmern), sowie freier Anflug zu den Nestern. Geeignete Gelände haben einen Mix aus Baumreihen, Strauch- und Heckenreihen, Baumbeständen und feuchtem und grasigen Grünland; es Wachholderdrosseln sind auch auf Äckern anzutreffen. Daneben siedelt die Wachholderdrossel auch an Waldrändern, Parks, Villenvierteln mit Gärten. Außerhalb der Brutzeit werden ebenfalls halboffene Landschaften mit Baum- und Strauchreihen bevorzugt.

 

Verhalten Wachholderdrosseln sind tagaktiv und ziehen überwiegend am Tag. Häufig am Boden anzutreffen, dort schnell laufend, teilweise auch hüpfend. Im Flug nur leichter Wellenflug, geringer ausgeprägt als bei der Misteldrossel. Überwiegend fliegt die Wachholderdrossel mit 3-5 Flügelschlägen, die dann von einer Gleitflugphase abgelöst werden. Im Winterhalbjahr übernachten die Wachholderdrosseln gerne in größeren Gruppen in Bäumen und hohen Büschen.

Zur Brutzeit ist die Wachholderdrossel ausgesprochen territorial, jedoch im Winterhalbjahr dagegen ausgesprochen gesellig. Die Wachholderdrossel kann Temperaturen bis zu -30° ertragen.

 

Kennzeichen Größer und kurzbeiniger als die Amsel. Schwanz länger als bei der Misteldrossel. Stirn, Scheitel, Ohrdecken, Nacken, Halsseiten und Vorderrücken grau. Das ♀ zeigt an diesen Stellen teilweise einen leichten Braunschimmer. Kastanienbraun sind Mittel- und Hinterrücken, Schulterfedern und Flügeldecken; Bürzel und Oberschwanzdecken sind schiefergrau (beim ♀ teilweise mit bräunlichem Schimmer). Der Schwanz ist braunschwarz, die Schwungfedern sind dunkelbraun und teilweise mit hellen Federsäumen versehen: Unterflügeldecken und Achseln sind weiß (beachten!). .Zügel und Augenumgebung = schwarz. Kinn, Kehle und Vorderbrust sind beige bis rostgelb; der Bauch ist weiß. Auf der Vorderbrust und an den Halsseiten zeigt die Wachholderdrossel eine kräftige spitze Fleckung

 

Juveniles Kleid: Beim Jungvogel sind Scheitel und Nacken bräunlichgrau; auf Rücken und Schulterfedern sind helle Schaftstriche zu erkennen. Bürzel = bräunlichgrau. Die Unterseite ist fahler als bei den Altvögeln. Die Bauchseite ist noch nur wenig gefleckt, die Flanke dafür schon umso mehr.

 

Schnabel: ad. = gelblich oder gelb-orange, mit schwarzbrauner Spitze.

 

Lauf und Zehen: ad. = dunkelbraun.

 

Iris: dunkelbraun.

 

Größe: 25,5 cm

Gewicht:

♂ 80-120 g Ø ca. 104 g

♀ 76-128 g Ø ca. 100,6 g

Spannweite: 39-42 cm

Flügellänge:

ad. ♂: 14,1-15,6 cm; Ø 14,7 cm

ad. ♀: 13,8-15,0 cm; Ø 14,8 cm

 

Stimme - Ruf: Der wohl am häufigsten zu hörende Laut ist ein lautes „schack schack schack“. Dieser Laut wird besonders beim Abfliegen und im Flug geäußert. Dieser Ruf alleine verrät schon die Anwesenheit von Wachholderdrosseln. Kontaktruf ist ein heiseres „hüid“. Vor Feinden aus der Luft wird mit einem hohen „zieh“ gewarnt.

 

Geschlechtsreife: Die Geschlechtsreife setzt schon im ersten Jahr ein.

Paarungszeit: monogame Saisonverbindung.

 

Bruten1-2 Jahresbruten

Eiablage: allerfrühestens ab Ende März, meist jedoch erst ab der 2. Aprilhälfte und Spätbruten werden teilweise noch Ende Juni bis Anfang Juli begonnen

Brutzeit: Ende März bis maximal Ende Juli

 

Nest: Basis und Außenbau des Nestes bestehen aus groben Grashalmen und Blättern, die dann mit nasser Erde „verputzt“ werden. Das Innere des Nestes wird mit feinem Pflanzenmaterial ausgelegt. Üblicherweise baut das ♀ allein und das ♂ bewacht das ♀ beim Sammeln und beim Bau.

Neststandort - Brutrevier: Die Wachholderdrossel brütet auf hohen Laub- und Nadelbäumen, auf hohen Sträuchern, teilweise auch auf dem Boden. Nester werden in Höhen bis zu 25 Meter angelegt.

Gelege: (selten 2-) 5-6 (maximal -8) Eier

Eier: elliptische Eier mit glänzender Schale. Grundfarbe ist blass- bis hell bläulich-grün mit rotbraunen Flecken.

Nachgelege: Ersatzgelege bei Brutverlust möglich, aber selten. Meistens Aufgabe des Brutgeschäfts.

 

Legeabstand: 1 Tage.

Brutbeginn: Obwohl das ♀ während der Eiablage bereits auf dem Gelege sitzt wird wohl erst nach dem Vorletzten Ei fest mit der Bebrütung begonnen. Bei 6er-Gelegen wird schon nach dem 4. Ei mit der Bebrütung begonnen.

Brutdauer: 10-13, selten 14 Tage. Das ♀ brütet allein.

Schlüpfen: Bei Jungen aus den ersten 4 Eiern schlüpfen in der Regel am gleichen Tag; die Jungen aus dem fünften und sechsten Ei folgen in Abstand von einem Tag. Bei 6er-Gelegen zieht sich das Schlüpfen über drei Tag hin.

 

Nestlingsdauer - Führungszeit: bedunte Nesthocker, witterungsabhängig anfangs noch vom ♀ gehudert werden. Anfangs bringt das ♂ das Futter, das vom ♀ verfüttert wird, erst später füttern beide Altvögel. Die Nestlingsdauer beträgt 12-16 Tage. Bei Störungen nur 10 Tage. Nach dem Verlassen des Nestes sind die Jungvögel noch nicht voll flugfähig (Flatterflug) und sitzen entweder noch im Geäst des Brutbaumes oder auch schon am Boden und versuchen hüpfend im Baum umherzuklettern.

 

Flügge: Erst nach 18 Tagen sind die Jungen Wachholderdrosseln voll flugfähig, allerdings erst nach 30 Tagen auch selbständig, werden allerdings noch eine Weile von den Altvögeln betreut und gefüttert.

 

Nahrung: Je nach Angebot werden nicht nur im Sommerhalbjahr bevorzugt Regenwürmer gefressen. Dazu kommen noch Insekten (Heuschrecken, bodenbewohnende Larven, Käfer usw.) Dazu kommen noch Schnecken und Spinnen. Ab Juni werden auch Beeren und andere Früchte gefressen.

 

Lebensdauer: Der älteste bekannte Ringvogel einer Wachholderdrossel erreichte ein Alter von 18 Jahren und 7 Monaten; Ø = 10 Jahre.

 

Mortalität - Sterblichkeit: Die jährliche Sterblichkeit liegt bei mindestens 53 %.

 

Feinde und Gefährdungen: .

 

 

 

Quellennachweise

 

Bauer, Hans-Günther, Bezzel, Einhard et. al. (HG), Kompendium der Vögel Mitteleuropas, Band 1+2, Sonderausgabe 2012, Aula Verlag, Wiebelsheim

Bauer, Hans-Günther, Bezzel, Einhard et. al. (HG), Kompendium der Vögel Mitteleuropas, Band 3, Literatur und Anhang, Aula Verlag Wiebelsheim, 2. vollständig überarbeitete Auflage 1993

Bezzel, Einhard, Kompendium der Vögel Mitteleuropas, Non-Passeriformes, Band 1, AULA-Verlag Wiesbaden, 1985

Bruun/Singer/König/Der Kosmos Vogelführer, Franck'sche Verlagshandlung Stuttgart, 5. Auflage 1982

Glutz von Blotzheim, Urs et. al (HG), Handbuch der Vögel Mitteleuropas, Band 11/II, Passeriformes (2. Teil), AULA Verlag GmbH Wiesbaden, 1988

Svenson, Lars et. al, Der Kosmos Vogelführer, Franck-Kosmos Verlag GmbH & Co. KG, Stuttgart, 2. Auflage 2011

 

Bundesamt für Naturschutz: Nationaler Vogelschutzbericht 2019 gemäß Artikel 12 Vogelschutzrichtlinie, Berichtsdaten aus dem Abschnitt Wa...We Brutvögel + Verbreitungskarten (pdf download)