Die Silbermöwe (Larus argentatus Pont.)

 

 

Unter den Großmöwen der Gattung Larus (Lariden) gehört die Silbermöwe zu den häufigsten Möwen und wir finden sie als Jahresvogel in den Küstenregionen von Nord-, West- und Mitteleuropa. Im Binnenland ist die Silbermöwe regelmäßig als Gast anzutreffen, als Brutvogel inzwischen sogar schon häufiger.

Grundsätzlich finden wir die Artengruppe Larus argentatus in großen Teilen der gemäßigten und kalten Küstenregionen der Welt.

 

Zur Taxonomie der Silbermöwe

 

In Europa sind zwei Unterarten (UA) auszumachen. Das sind Larus argentatus Pontoppidan 1763 und Larus argentatus argenteus C.L. Brehm 1822. Argentatus Pont. hat sein Verbreitungsgebiet im Baltikum und von Skandinavien bis Kola-Halbinsel (Russland); argentus C.L. Brehm hingegen finden wir in gesamt Westeuropa und an der gesamten Nordseeküste.

 

 

Silbermöwe larus argentatus
Silbermöwen

 

Verbreitung und Wanderungen der Silbermöwe

 

Die Hauptverbreitungszone der Silbermöwe ist die boreale und Tundrenzone Nordamerikas, die nordamerikanische Atlantikküste, Nordwest-Europa und für Mitteleuropa die Küstengebiete von Nord- und Ostsee. Außerhalb der Brutzeit ist die Silbermöwe dann auch im küstennahen Binnenland anzutreffen, wobei sie teilweise bis weit über 300 km tief in das Binnenland vorstößt. Besonders immature Silbermöwen ziehen aus den Brutgebieten ab.

 

Grundsätzlich ist die Silbermöwe ein Stand- und auch Strichvogel. In den nördlichsten Gebieten des Verbreitungsgebietes ist die Silbermöwe ein Zugvogel, der dann in Überwinterungsgebiete abzieht. Als Winterquartiere werden die Binnengewässer Skandinaviens und Mitteleuropas genutzt sowie der gesamte Raum ab der südwestlichen Ostsee bis zu den Britischen Inseln (GB und Irland). Brutvorkommen aus dem Ostseeraum wechseln jedoch nur selten an die Küsten des Wattenmeeres.

 

Der Höchste Bestand an Zugvögeln im Bereich des Wattenmeeres wird zwischen Spätsommer und Herbst erreicht, teilweise erst im November. Ab Januar beginnt wieder Rückzug im die Brutkolonien.

 

 

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Adulte Silbermöwe

 

Das Aussehen der Silbermöwe

 

Wesentliche Bestimmungsmerkmale

 

Im Größenvergleich ähnelt die Silbermöwe dem Mäusebussard. Das adulte Brutkleid ist weiß und zeigt einen zart blaugrauen Mantel. Kopf, Hals, Brust und Bauch sind weiß. Der Schnabel der Silbermöwe ist groß, spitz und gelb, mit einem sichtbaren roten Gonysfleck. Die Augen sind hell, mit einer gelben Iris, ein orangefarbener Ring ist um das Auge zu sehen. Als besonderes Merkmal ist auf die Füße zu achten, die bei der Silbermöwe fleischfarben sind. 

 

Im Winterkleid zeigt die adulte Silbermöwe eine graubraune Längsfleckung an Kopf und Hals. Bei den Handschwingen der Silbermöwe zeigen die Handschwingen bis zu H5 (Handschwingenfeder 5) eine teilweise Schwarzfärbung im oberen Teil, die in der Federspitze von weiß abgelöst wird, was für den Beobachter wie ein weißer Fleck in der Flügelspitze erscheint.

 

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Silbermöwe im Winterkleid

 

Zur Mauser der Silbermöwe

 

Als Großmöwe ist die Silbermöwe eine Vierjahres-Möwe und wechselt erst im fünften Kalenderjahr in das erste adulte Prachtkleid. Wie bei allen Nesthockern bei Charadriiformes kommt die Entwicklung der Flugfedern erst an zweiter Stelle, nach Körperwachstum und damit einhergehender Gewichtszunahme. Bis zum 12./13. Tag ist das Wachstum der Handschwingenpulpae nur schwach entwickelt und die Handschwingen messen nur 5-8 mm. Erst zwischen dem 28. und 33. Tag nimmt das Wachstum der Flügelfedern aussergewöhnlich zu. Erst ab der 7. Woche, also frühestens nach 49 Tagen, spätestens mit dem Ende der 10 Woche (70 Tage) ist das Wachstum der Flügelfedern abgeschlossen. Das Jugendkleid gilt als fertig zwischen dem 50. und 60. Tag des Jungvogels.

 

Bei der Jugendmauser der Silbermöwe, zwischen August bis November) handelt es sich um eine Teilmauser, bei der das Gefieder von Kopf, Hals, Brust, Rumpfoberseite und Schulterfedern erneuert werden.

 

Danach folgt die erste Ruhemauser, die sich vor allem auf Kopf- und Halspartien beschränkt, aber auch Vorderrücken und Schulterfedern umfassen kann. Diese Teilmauser erfolgt zwischen Januar und März. D.h. zwischen dem Selbständigwerden der jungen Silbermöwe und bis zum Beginn des nächsten Frühlings durchläuft der Vogel zwei Teilmausern und wechselt im Frühjahr des zweiten Kalenderjahres somit das erste Sommerkleid; der Wechsel in das zweite Winterkleid erfolgt dann als Vollmauser ab Mai welche dann im Oktober, spätestens jedoch im November abgeschlossen ist. Dabei erfolgt auch ein Handschwingenwechsel.

 

Die zweite Ruhemauser im dritten Kalenderjahr erfolgt wiederum als Teilmauser ab Januar und dauert bis April, wobei in größerer Anzahl Rücken- und Schulterfedern gewechselt werden. Ab diesem Zeitpunkt wird der Mauserrhythmus bis zum adulten Alterskleid (Prachtkleid) beibehalten. Der Wechsel in das erste adulte Schlichtkleid erfolgt mit der Herbstmauser zum Ende des vierten Kalenderjahres.

 

Mit der ersten adulten Brutmauser wird schon während der Bebrütungszeit im 5. Kalenderjahr begonnen und ist eine Vollmauser, die mit dem Abwurf von HS 1 beginnt. Der Beginn der Handschwingenmauser erfolgt ab Anfang bis Mitte Mai und dauert durchschnittlich 6 Monate, um spätestens im Dezember zu enden. Mit der Schwanzmauser wird erst begonnen, wenn HS 5 und 6 wieder nachwachsen.

 

 

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Immature Silbermöwe im zweiten Winterkleid
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Einzelne adulte Silbermöwe in einer Fußgängerzone

 

Verhalten - Der Nahrungserwerb der Silbermöwe

 

Silbermöwen sind wegen ihrer Anpassungsfähigkeit und Lernfähigkeit nicht auf bestimmte Nahrungsgründe festgelegt. Bei der Nahrungssuche kommt an erster Stelle das Suchen im Schreiten, wobei die Bodenoberfläche abgesucht wird, gefolgt vom Suchflug über die Wasseroberfläche und dann der Verfolgungsflug, wobei versucht wird, bereits von anderen Vögeln gefangene Beute abzujagen. Dazu kommt das "Trampeln", dabei versucht die Silbermöwe, durch wechselseitiges Auftreten mit den Füßen in schneller Folge, auf Sandboden Mollusken und auf Gras Regenwürmer zu erreichen. Das Trampeln wird im Watt seltener ausgeführt, als auf Gras, wo diese Erscheinung sehr häufig zu beobachten ist.

 

Weitere Möglichkeiten des Nahrungserwerbs ist das Untersuchen von Antreibseln nach fressbaren Anteilen, das Parasitieren und das Verfolgen von Schiffen, allerdings wird letzteres nicht so intensiv betrieben, wie z.B. von den Lachmöwen. Im Wattenmeer lässt sich sehr gut beobachten, wie die Silbermöwe, das aktive Suchen aufgibt und statt dessen sich an Stellen mit großem Nahrungsangebot begibt, wo andere Möwenarten bereits mit der Nahrungsaufnahme beschäftigt sind. Kleinere Möwenarten werden dann verdrängt.

 

Im Wattenmeer wird kurz vor dem Trockenfallen der Muschelbänke, also bei ablaufendem Wasser schwimmend, mit dem Kopf unter Wasser, der Boden nach Muscheln abgesucht. Ebenso werden angespülte Tanghaufen auseinandergezogen und nach fressbaren Anteilen untersucht. Noch lebende Beute wird totgeschüttelt. Das Torschützen lässt sich bei der Silbermöwe dann beobachten, wenn sie einen lebenden Strandkrebs gefunden hat. Der Krebs wird dann mit dem Schnabel angefasst und solange hin- und hergeschüttelt, bis der Krebs nicht nur verendet, sondern dabei auch in Einzelbestandteile zerlegt wurde. Ähnliches Verhalten ist auch von der Eiderente bekannt. 

 

In Städten und Häfen sind die Silbermöwen auf die Nähe zum Menschen spezialisiert und versuchen Abfälle und Nahrungsmittel aller Art zu ergattern. In Fußgängerzonen betteln Silbermöwen ganz offen den Menschen an und versuchen dabei sehr wohl ihren Anteil aus der Pommes-Tüte oder vom Fischbrötchen zu ergattern. Silbermöwen wurden schon dabei beobachtet, wie sie Touristen ihre morgendliche Brötchentüte entwedeten oder auf dem Balkon gelandet sind, um sich ein Brötchen aus dem Korb oder vom Teller zu stibitzen.

 

Fischkutter sind eine häufige Quelle im Nahrungserwerb, entweder schon auf See oder direkt im Hafen, wenn die Schiffer den Fang sortieren und nicht verwertbare Teile dann in das Wasser werfen. Die Silbermöwen sitzen im Hafen auf Pollern, auf den Kais oder auf den Schiffen und warten auf frische Beute. Fischkuttern auf offener See können von Silbermöwen in Schwärmen von 500 bis 1000 Vögeln begleitet werden.

 

Fische werden eher als Aas denn lebend im Vorbeiflug oder beim Schwimmen von der Wasseroberfläche aufgelesen. Bei ablaufendem Wasser (Ebbe) werden im Wattenmeer auch Priele abgesucht. Bekannt ist das sogenannte Schwimmtauchen. Dabei wird aus dem Schwimmen heraus kurz in die Luft gehopst um dann unterzutauchen. Auch ist ein "Tauchstoßen" aus dem Überflug bekannt, wobei aus einer Höhe von 1-5m über der Wasserfläche operiert wird. Die Tauchtiefe ist begrenzt und führt nicht zu einem tiefen Eintauchen.

 

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Silbermöwen auf der Jagd nach Essensresten
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Silbermöwen bei der Nahrungssuche in einer Fussgängerzone
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Silbermöwen im Hafen bei der Beutejagd
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Im Hafenbecken. Silbermöwen versuchen sich gegenseitig die Beute abzujagen.
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Silbermöwen auf der Jagd nach Beute im Hafenbecken

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Sorgfältig wird im Flachwasser des Strandbereichs bei ablaufendem Wasser nach Beute Ausschau gehalten
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Adulte Silbermöwe bei ablaufendem Wasser (Ebbe) im Sublitoral
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Adulte Silbermöwe im Flachwasserbereich am Strand bei ablaufendem Wasser (Ebbe)

 

Verhalten - Das Jauchzen der Silbermöwe

 

Unter den Begriff des antagonistischen Verhaltens fällt auch das sogenannt Jauchzenn der Silbermöwe. Das Motiv ist wohl das gezielte Loswerden charakteristischer Signale. Als Motiv für dieses Verhalten wird Dominanz angenommen welche nicht einmal auf ein bestimmtes Individuum zielen muß. Die Funktion der Dominanz ist es, in einer Situaton zu imponieren. Das kann gegen von beiden Partnern im eigenen Territorium ausgeführt werden aber auch von "potenten" ♂ innerhalb der hierachischen Gruppe gegenüber ♂ und vor allem gegenüber unverparten ♀. Allerdings wird das Jauzchen auch innerhalb artfremder Gruppen ausgeführt und dient dann wohl der eigenen Absicherung und Darstellung eigener Stärke.

 

So lässt sich solches Verhalten bei Silbermöwen auch beobachten, die mitten in einem Verband von Basstölpeln gelandet sind und von diesen sofort angefeindet werden.

 

Das Jauchzen beginnt mit dem einleitenden Bellen, wobei der Kopf, mit geöffnetem  Schnabel, nur leicht gesenkt wird. Dabei wird der Ruf "kjiiii" ausgestoßen. Auf diese Haltung folgt die Schrägstellung mit angehobenem und ausgestreckten Hals und Kopf wobei dann mit weit geöffnetem Schnabel die mehr oder weniger langgezogene Jauchzstrophe "kjau" gebracht wird.

 

In den folgenden Bildern lässt sich die Abfolge des Jauchzens gut erkennen. Die adulte Silbermöwe war in einer Basstölpelkolonie gelandet und wurde augenblicklich von den Basstölpeln "angefaucht". Die Silbermöwe wandte sich dann den nächsten Basstölpeln zu und begann zuerst mit dem Bellen und dann mit der Jauchzstrophe, um danach wieder eine ganz normale Haltung einzunehmen.

 

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Adulte Silbermöwe steht inmitten einer Basstölpelkolonie
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Adulte Silbermöwe beim einleitenden Bellen
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Adulte Silbermöwe in Schrägstellung mit angehobenen Kopf mit der Jauchzstrophe

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Silbermöwe auf Helgoland
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Immature Silbermöwe im zweiten Sommerkleid
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Immature Silbermöwe im dritten Sommerkleid

 

Biotop - Der Lebensraum der Silbermöwe

 

Grundsätzlich ist die Silbermöwe ein Küstenvogel. Als Neststandort werden nur Ort besiedelt, die vor Hochwasser und Bodenfeinden Schutz bieten. Der Großteil der Nahrung wird in der Uferregion (Litoral) der Küstenlinie und im Flachwasser gesucht, eine der Hauptzonen für die Nahrungsaufnahme ist das Watt.

 

Bei Hochwasser und im Winter verlagert sich die Silbermöwe in das Binnenland und ist dann auch auf Müllkippen anzutreffen. Gerne werden auch Fischereihäfen, Fischfabriken und Schlachthöfe aufgesucht. Das fällt mit der Neigung der Silbermöwe zusammen, stets bevorzugt Stellen mit Nahrungsüberfluss aufzusuchen.

 

Weitere Nahrungsbereiche der Silbermöwe sind die sogenannten "Sekundärnahrungsplätze". Darunter fallen Überschwemmungsflächen, Wiesen, Ackergebiete, Abwasserausflüsse, Kläranlagen, Klärteichen. Im Winter steigt der Anteil der Nahrung, die auf Abfallflächen gesammelt wurden auf mindestens 32-38% an. So können sich auf Mülldeponien teilweise zehntausende von Silbermöwen versammeln. Schlaf- und Nahrungsplätze sind in der Regel getrennt. Bei Brutvögeln beträgt der Radius um den Neststandort zum Nahrungsrevier teilweise bis zu 40 km. Allerdings liegen Brutkolonien überwiegend in nächster Nähe zu nahrungsreichen Gründen.

 

Der Neststandort ist in aller Regel ein erhöhter Platz mit freier Sicht auf die Umgebung. Nichtbrüter und Möwen ohne Territorium versammeln sich während der Brutzeit außerhalb der Reviere in sogenannten "Klubplätzen".

 

Außerhalb der Brutzeit sind als Ruhe- und Schlafplätze Reusenpfählen, Hausdächer, kleine Inseln, auch die Eisränder an Gewässern sehr beliebt.

 

Silbermöwen brüten bevorzugt in Dünen, auf grünem Inselland, in grasbewachsenen Hängen, am Fuß von Kreide- oder Kalkklippen, aber auch in Steilwänden oder auf der Oberkante von Steilklippen, in Salzwiesen, an Kiesstränden, auf Spülflächen und im Binnenland fast nur auf Gebäuden

 

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Silbermöwe

 

Feinde, Krankheiten und andere Gefährdungen der Silbermöwe

 

Grundsätzlich ist festzustellen, daß die Silbermöwe eher weniger Feinde hat, als man annehmen möchte. Durch die Nähe zum Menschen haben sich auch die Brutgebiete angepasst, es wird also näher an menschlichen Siedlungen, Fabriken und in Häfen gebrütet. Somit fallen die früheren Feinde wie Seeadler und Fuchs überwiegend aus.

 

Wo der Seeadler inzwischen wieder heimisch ist wo die Silbermöwen in der freien Natur brüten ist der Seeadler tatsächlich auch weiterhin eine Gefahr. So ist die Silhouette des Seeadlers aber auch des Fischadlers durchaus geeignet, ganze Möwenschwärme zum direkten Auffliegen zu veranlassen. Zu den vorgenannten Greifen gesellen sich dann noch die Weihen, die gezielt Eier suchen und selbst noch fast flugfähige Jungvögel angreifen und schlagen. Eine Ursache für dieses Verhalten liegt auch in vollkommen überbevölkerten Kolonien mit sehr geringen Abständen zu den Nachbarnestern.

 

Auch der Fuchs kann gerade auch jungen flugunfähigen Silbermöwen zur Gefahr werden, so z.B. auf den ostfriesischen Inseln und im Küstenbereich, wo Füchse unterwegs sind. Ebenso sind dieEier in den Gelegen anfällig für räuberische Füchse. Der Hund nimmt in aller Regel die Stellung des Fuchses ein und wird von den Silbermöwen auch mit gleichem Respekt gefürchtet. Darunter fallen nicht an der Leine geführte Hunde sondern vor allem solche, die in der Natur von ihren Besitzern frei laufen gelassen werden. Das lässt sich überall im Bereich der Küste beobachten. Die Hunde jagen die Silbermöwen und versuchen auch, die Vögel mit Biss zu töten. Die Reaktion der Hundehalter ist meistens ein simples: "Der (Hund) tut doch nichts". Tatsächlich werden Hunde, die einmal unter Möwen Beute gemacht haben, immer wieder versuchen, Möwen zu erlegen.

 

Eine Unart der Silbermöwe ist der Kannibalismus wo "Spezialisten" gezielt die Eier in den Gelegen von Silbermöwenkolonien abgrasen und sich auch an Jungvögeln gütlich tun. Größere Jungmöwen werden bei Territorialverletzungen nicht nur angegriffen sondern auch getötet. Die getöteten Jungmöwen werden allerdings nicht unbedingt auch angefressen.

 

Der wohl mit Abstand größte Feind der Silbermöwen ist jedoch von mehr heimlicher Natur. Es geht um Erreger, Viren und Parasiten. Da die Silbermöwe ein Allesfresser ist, wird das nicht verwundern. So können Silbermöwen schon in der Jugendentwicklung an Pockendiphterie (Viruserkrankung) erkranken. Diese Erkrankung tritt vor allem in regenreichen Jahren auf. Die häufige Verfütterung von Schlachtabfällen kann sogar Rindertuberkulose übertragen. In nassen Sommern treten auch Schimmelpilzerkrankungen auf, die mehr die Jungvögel denn die adulten Silbermöwen treffen. Auch eine Folge der Allesfresserei ist das Auftreten von Salmonellen. Durch Salmonellen als Erreger kann dann auch Paratyphus A und B auftreten. Die Silbermöwen können dann nicht nur Träger des Erregers sein, sondern im schlimmsten Fall auch selbst darn erkranken.

 

Als Außenparasiten werden Möwen von Federlingsarten, Flöhen und Milben befallen. Dazu kommen noch Darmparasiten wie Saugwürmer, Bandwürmer und Fadenwürmer, deren Zwischenwirte häufig Muscheln, Krebse und Fische sind, welche alle auf der Speisenliste der Silbermöwen stehen.

 

 

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Adulte Silbermöwe im Hafen

 

Steckbrief: Silbermöwe

 

Brutzeit - Größe - Gewicht - Alter - Nahrung - Lebensraum - Bilder

 

Systematische Einordnung - Taxonomie:

Ordnung: Regenpfeiferartige (Charadriiformes)

Familie: Möwen (Laridae)

Gattung: Große Weißköpfige Möwen (Larus)

Art: Silbermöwe 

 

Wissenschaftlicher Name: Larus argentatus

 

Namen und Synonyme der Silbermöwe

 

Artname Silbermöwe Englisch: Herring Gull

Artname Silbermöwe Französisch: Goéland argenté

Artname Silbermöwe Niederländisch: de zilvermeeuw.

 

Beschreibung der Silbermöwe

 

Vorkommen / Verbreitung:  Die Silbermöwe ist verbreitet an den Küsten Europas, Nordafrika, gesamter Mittelmeerraum; Großbritannien, Shetland Inseln, Island, Norwegen, Schweden, Finnland Ostseeraum, Schwarzes Meer, Türkei, Naher Osten

 

Wanderungen: Die Silbermöwe ist ein Teilzieher

 

Überwinterung: Die Silbermöwe überwintert in den Küstengebieten der Deutschen Bucht, Niederlande, Belgien, Frankreich bis nach Spanien und Portugal, westliches Mittelmeer, Nordafrika, bis in den Nahen Osten. Im Binnenland in ganz West-, Mittel- und Südosteuropa

 

Lebensraum: Die Silbermöwe besiedelt Küstengebiete aller Art, auch an größeren Binnengewässern.

 

Verhalten: Die Silbermöwe ist tagaktiv

 

Kennzeichen: Die Altvögel der Silbermöwe sind weiß, Flügel und Rücken grau, schwarze Flügelspitzen. Beine fleischfarben. Das Ruhekleid der adulten Silbermöwe zeigt eine bräunliche Sprenkelung auf dem Kopf bis an den Hals

 

Schnabel bei der adulten Silbermöwe gelb mit rotem Fleck am Unterschnabel vor der Schnabelspitze; beim juvenilen Vogel im 1 W-Kleid dunkle Spitze mit gelblicher Basis.

 

Größe: 54-60 cm, Männchen größer und schwerer

Gewicht: 1300 g,

Spannweite: 123-148 cm

Stimme: Der Ruf der Silbermöwe ist ein sehr lautes „kiou“, kja-kja-kja-kja-kja

Geschlechtsreife: Die Silbermöwe erreicht die Geschlechtsreife erst zwischen dem drittem und siebenten Lebensjahr, überwiegend ab dem fünften Jahr

Paarungszeit: Paarbildung teilweise schon im Winter, monogame Saisonehe, Wiederverpaarung möglich

Bruten: 1 Jahresbrut

Brutzeit: Mai-Mitte Juli, 

Nest: Die Silbermöwe baut ein Bodennest, massive Anhäufung von Pflanzenmaterial, Einzelbrüter vor allem Koloniebrüter

Gelege: 2-3 Eier

Nachgelege: bei Verlust sind bis zu zwei Nachgelege möglich

Legeabstand: 2-3 Tage

Brutbeginn: mit Ablage des ersten Ei

Brutdauer: 25-33 Tage, beide Altvögel brüten

Nestlingsdauer: Junge Silbermöwen sind Platzhocker

Flügge: 35-59 Tage; Jungvögel werden noch weitere 19-47 Tage von den Altvögeln gefüttert. 

 

Nahrung: Die Silbermöwe zeigt ein breites Nahrungsspektrum. Krebse und Weichtiere, Muscheln, Aas, Fische, Stachelhäuter, Insekten,

 

Lebensdauer: Die Lebenserwartung der Silbermöwe beträgt über20 Jahre teilweise bis 30 Jahre

 

Feinde: Vogelgrippe, Parasiten, Seeadler und andere Greifvögel, Raubmöwen, Nesträuber i.A., Hunde, Fuchs

 

silbermoewe vogel fluegel
Im Vordergrund adulte Silbermöwe mit ausgebreiteten Flügeln
Silbermöwe larus argentatus
Silbermöwe