Der Waldwasserläufer (Tringa ochropus)

 

Was ist ein Waldwasserläufer?

 

Das Verbreitungsgebiet des Waldwasserläufers erstreckt sich von der borealen Nadelwaldzone Skandinaviens über das östliche Mitteleuropa bis nach Ostsibirien. Der Waldwasserläufer ist Durchzügler auf dem Frühjahrs- und Herbstzug sowie Wintergast in Mitteleuropa und in Deutschland. 

 

Die Überwinterungsgebiete des Waldwasserläufers sind in den Niederlanden, Belgien, Deutschland und in der Schweiz. Als Wintergast in Nordrhein-Westfalen ist der Waldwasserläufer im Bereich der Rieselfelder Münster sowie am unteren Niederrhein im Bereich des Kreises Wesel anzutreffen.

 

Brutpopulationen in Deutschland finden sich in Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Brandenburg und Sachsen-Anhalt.

 

Der Waldwasserläufer ist ein Watvogel und gehört zur Familie der Schnepfenartigen.

 

 

waldwasserlaeufer vogel wasser
Waldwasserläufer auf flachem Tümpel in einer Schlickzone

 

 

Steckbrief: Waldwasserläufer

 

Brutzeit - Gelege - Größe - Gewicht - Nahrung - Biotop - Alter

 

Systematische Einordnung - Taxonomie:

Ordnung: Watvögel (Charadriiformes)

Familie: Schnepfenvögel (Scolopacidae)

Gattung: Wasserläufer (Tringa)

Art: Waldwasserläufer

 

Beschreibung:

Wissenschaftlicher Name: Tringa ochropus

Artname in Englisch: Green Sandpiper

Artname in Französisch: Chevalier cul-blanc

Artname in Niederländisch: Witgat

 

Vorkommen / Verbreitung: Der Waldwasserläufer ist ein Brutvogel der borealen Nadelwaldzone Eurasiens. Das Brutareal in Europa befindet sich in Skandinavien, im Norden Schottlands, sowie in Dänemark, deutsche Ostseeküste und im nördlichen Teil Osteuropas.

 

Wanderungen: Kurz- und Langstreckenzieher.

 

Überwinterung: Die Winterquartiere der europäischen Brutpopulationen im atlantischen Westeuropa, im Mittelmeergebiet, Vorderasien, im tropischen Afrika bis südlich des Äquators. In Mitteleuropa gibt es Überwinterungsgebiete in den Niederlanden, Belgien, Deutschland und im Alpenvorland und in der Schweiz.

 

Lebensraum: Die Brutgebiete des Waldwasserläufers sind baumbestandene Moore, sowie feuchte Bruch- und Auwälder, dazu kommen baumbestandene Ufer stehender und langsamer Fließgewässer. Außerhalb der Brutzeit besiedelt der Waldwasserläufer eine Vielzahl von Gewässertypen im Binnenland, meidet weitgehendst jedoch weite offene Schlammflächen. Allerdings hält sich der Waldwasserläufer auch an großen Wasserlachen in Schlammflächen auf.

 

Verhalten: Der Waldwasserläufer ist tag- und nachtaktiv, auf dem Zug meistens in der Nacht und ist auf dem Durchzug an den Rastplätzen meistens dämmerungsaktiv.

 

Kennzeichen: Der Waldwasserläufer ist größer als ein Star und gedrungener als der Bruchwasserläufer. Im Vergleich zum Bruchwasserläufer kürzerer Hals und kürzere Beine.

 

Die Schnabellänge entspricht knapp der Kopflänge. Die Oberseite und Flüge sind dunkelbraun bei einem weißen Bürzel und mit drei bis vier dunkelen Querbinden gebändertem weißen Schwanz. Beim Auffliegen fällt der weiße Bürzel sofort auf. Ober- und Unterflügel sind dunkel.

 

Im Brutkleid ist die Oberseite hell gefleckt, Kopf und Hals sind graubraun gestrichelt mit einem deutlich sichtbaren Überaugenstreif.

Im Ruhekleid ist die Oberseite einfarbig braun / dunkel und kaum gefleckt. Ein weißer Ring um das Auge und der Überaugenstreif sind deutlich zu erkennen.

 

Schnabel schwarz mit olivgrüner Basis.

Füße bleirgau mit grünlichen Gelenken. Iris: dunkelbraun

 

Größe: 20-24 cm

Gewicht: 71 g

Spannweite: 39-44 cm

 

Stimme: „tluit“, dem noch ein „it-it“ angefügt wird (1-3silbig) bei Abflug und Streckenflügen. Der Waldwasserläufer singt auch von erhöhten Warten. Der Ruf klingt dann wie „tluui-tluui-tluui ……“.

 

Geschlechtsreife: unbekannt.

Paarungszeit: wahrscheinlich monogame Saisonverbindung.

Bruten: meistens 1 Jahresbrut.

 

Eiablage: in Mitteleuropa Mitte/Ende April, in Skandinavien erst ab Mai, im äußersten Norden des Verbreitungsgebietes teilweise erst im Juni.

Brutzeit: April bis Juni

 

Nest: Der Waldwasserläufer brütet vorwiegend in vorjährigen Drosselnestern, auch in den Nestern von Krähe, Eichelhäher und Ringeltaube. Es werden auch Baumhöhlen und Nester in Bodennähe genutzt. Allerdings werden später auch die Nester des Vorjahres wieder genutzt.

Gelege: (3) regelmäßig 4 Eier, selten 2 Eier.

Eier: kreiselförmig bei grünlich bis gelber Grundfarbe, bei glatter Schale, die mit kleinen rundlichen Flecken überzogen ist.

Nachgelege: bei Verlust wird ein Ersatzgelege gezeitigt.

Legeabstand: maximal 48 Stunden

 

Brutbeginn: wahrscheinlich mit Ablage des letzten Ei.

Brutdauer: 22 Tage, ♂ und ♀ brüten, das ♂ brütet nachts.

Schlüpfen: innerhalb eines Tages.

 

Nestlingsdauer: bedunte Nestflüchter, die das Nest schon kurz nach dem Schlüpfen verlassen. Danach werden die Jungen von den Altvögeln in den nächsten Sumpf oder Gewässer geführt. Anfangs erfolgt die Betreuung durch beide Altvögel, was später überwiegend auf das ♂ übergeht.

 

Flügge: ab dem 20. Tag können die Jungen bereits kurze Strecken fliegen. Nach 26-28 Tagen sind die Jungen vollkommen selbständig.

 

Nahrung: Waldwasserläufer ernähren sich überwiegend von Insekten. Im Flachwasser werden auch kleine Krustentiere gefressen, teilweise auch kleine Fische.

 

Lebensdauer: Der älteste bekannte Ringvogel eines Waldwasserläufers wurde 11,5 Jahre alt, durchschnittlich liegt das Alter bei über 8-9 Jahren.

 

Feinde und Gefährdungen: Störungen an Rast- und Nahrungsplätzen, Biotopverschlechterungen, Möwen, Krähen

 

Mortalität: keine Angabe.

 

Jagdzeit: Nein. Naturschutz

 

 

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Waldwasserläufer an Wassertümpel
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Waldwasserläufer an Wassertümpel

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Waldwasserläufer an Tümpel

 

Quellennachweise

 

Bauer, Hans-Günther, Bezzel, Einhard et. al. (HG), Kompendium der Vögel Mitteleuropas, Band 1+2, Sonderausgabe 2012, Aula Verlag, Wiebelsheim

Bauer, Hans-Günther, Bezzel, Einhard et. al. (HG), Kompendium der Vögel Mitteleuropas, Band 3, Literatur und Anhang, Aula Verlag Wiebelsheim, 2. vollständig überarbeitete Auflage 1993

Bezzel, Einhard, Kompendium der Vögel Mitteleuropas, Non-Passeriformes, Band 1, AULA-Verlag Wiesbaden, 1985

Bruun/Singer/König/Der Kosmos Vogelführer, Franck'sche Verlagshandlung Stuttgart, 5. Auflage 1982

Glutz von Blotzheim, Urs et. al (HG), Handbuch der Vögel Mitteleuropas, Band 7, Charadriiformes (2. Teil) , Akademische Verlagsgesllschaft Wiesbaden, 1977