Der Tordalk (Alca torda)

 

 

Der Tordalk ist eine Art der nordatlantischen Alke und gehört zur Gattung Alca. Sein Verbreitungsgebiet liegt zwischen der Ostküste von Nordamerika und erstreckt sich über Grönland, die britischen Inseln bis nach Fennoskandianavien (Finnland, Karelien, Halbinsel Kola) im Osten und bis zur Bäreninsel und zum Weißen Meer im Nordosten.

 

Auf der Insel Helgoland existiert eine kleinere Brutkolonie im Bereichh der Lummenfelsen. Im Winter ist der Tordalk als Wintergast und Durchzügler in der südlichen Nordsee anzutreffen.

 

Der gesamte europäische Brutbestand wird auf 430.000 bis 770.000 Brutpaare geschätzt, wobei sich die größten Brutpopulationen auf Island (250.000 bis 550.000 BP) und in Großbritannien (ca. 130.000 BP) befinden.

 

Taxonomie des Tordalkes

 

In seinem Verbreitungsgebiet kommt der Tordalk in zwei Unterarten (UA) vor. Alco torda torda Linnaeus 1758 besiedelt die Arktis und den Ostseeraum, während torda islandica C.L. Brehm 1831 Island, Färöer und Westeuropa (besonders die felsigen Küsten der britischen Inseln) besiedelt. Beide Unterarten differieren nur geringfügig in Größe und Genetik.

 

 

tordalk
Tordalk auf dem Nest
tordalk
Tordalk
tordalk
Tordalk

 

Steckbrief: Tordalk

 

Brutzeit - Größe - Gewicht - Alter - Nahrung - Lebensraum-Biotop

 

Systematische Einordnung:

Ordnung: Schnepfen-, Möwen- und Alkenvögel (Charadriiformes)

Familie: Alke (Alcidae)

Gattung: Alke (Alca)

Art: Tordalk

 

Beschreibung:

Wissenschaftlicher Name: Alca torda L. 1758

Artname in Englisch: Razorbill

Artname in Französisch: Petit Pingouin

Artname in Niederländisch: Alk

 

Vorkommen / Verbreitung: Der Tordalk ist als Brutvogel im Nordatlantik verbreitet. Das Brutgebiet umfasst die Küsten von Ost-Kanada und Neuengland, Westgrönland und nach Süden bis an die Westfranzösischen Küsten. In Richtung Osten erstreckt sich das Brutgebiet bis zur Bäreninsel, Fennoskandinavien (=Finnland, Karelien, Halbinsel Kola) und an das Weiße Meer im Nordosten. Inzwischen gibt es auch Brutkolonien auf Helgoland, auf der dänischen Insel Graesholm bei Christiansø mit bis zu 1000 Brutpaaren. Weitere Kolonien finden sich an den felsigen Küstenabschnitten von Irland und Großbritannien, auf den Orkney Inseln und auf Shetland.

 

Wanderungen: Der Tordalk ist ein Zugvogel. Die adulten Brutvögel aus Irland und Großbritannien ziehen meistens nur bis in das westliche Mittelmeer. Nach dem Abschluss der Mauser und dem Absprung der Jungen vom Brutfelsen bleiben Altvögel und Jungvögel auf dem offenen Meer. Ab 5. Bis 15. August sind keine Tordalke mehr an Land. Der Wegzug in die Winterquartiere beginnt jedoch erst ab Mitte September. Ab Ende Oktober/Anfang November sind die Jungvögel im westlichen Mittelmeer angekommen. Die Rückankunft im Brutgebiet erfolgt überwiegend bis Mai. Teile der Brutpopulationen am Weißen Meer überwintern im Brutgebiet. Die Brutvögel aus Nord-Norwegen ziehen nur bis nach Süd-Norwegen, teilweise aber auch bis nach Großbritannien und an den Ärmelkanal, auch Teile der Murmans-Populationen ziehen dorthin.

 

Überwinterung: Winterquartiere der Tordalke liegen an den felsigen Küstenabschnitten von Irland und Großbritannien, sowie in der südlichen Nordsee und im Süden Schwedens. Die südlichsten Winterquartiere liegen an der Atlantikküste von Frankreich, Spanien und Portugal und reichen bis nach Süd-Marokko. Im westlichen Mittelmeer reicht das Winterquartier bis zur Linie Elba-Tunis.

 

Lebensraum: Als Meeresvogel hält sich der Tordalk ganzjährig in Küstengewässern auf. Als Brutplätze werden Steilküsten bevorzugt, aber auch die Randbereich größerer Seevogelkolonien. Die Nester werden in Höhlen oder Halbhöhlen angelegt.

 

Verhalten: Schneller auffälliger geradliniger Flug mit schwirrenden Flügelschlägen. Beim Abflug von der Klippe mit langsamen weit ausholendem Flügelschlag, dabei werden die Flügel weit nach oben gestreckt. Die Jagd wird durch Eintauchen ausgeführt, die Tauchtiefe erreicht allerdings nur wenige Meter. Der Tordalk ist ein Flügeltaucher, das bedeutet, der Antrieb unter Wasser wird durch die Flügel erzeugt. Für die Versorgung der Jungvögel werden gefangene Fische quer im Schnabel transportiert. Weil Tordalke auf geschützte Neststandorte angewiesen sind, erreichen die Koloniegrößen eher bescheidene Ausmaße; die maximale bekannte Koloniegröße liegt bei 10.000 Brutpaaren.

 

Kennzeichen: Wesentliche Merkmale sind der dicke Kopf, kurzer dicker Hals und ein stumpfer hoher Schnabel. In der Mitte des Schnabels verläuft eine senkrechter weiße Linie. Der lange spitze Schwanz wird beim Schwimmen aufgestellt.

 

Im adulten Brutkleid sind Oberseite, Kopf, Kinn und Kehle schwarz. Am zusammengelegten Flügel ist ein weißer Bogen zu sehen, der durch die weißen Spitzen der Armschwingen erzeugt wird. Unterseite weiß und weißer Augenstreif zwischen Schnabelbasis und Auge. Das Ruhekleid ist ein starker Kontrast zum Brutkleid: Die schwarze Kopfkappe reicht nur bis unter das Auge; Ohrengegend weiß und ohne weißen Augenstreif zwischen Schnabel und Auge. Im ersten Winter ist der Schnabel noch weniger hoch als bei den adulten Vögeln. Füße: schwarz; Iris: dunkelbraun.

 

 

tordalk
Tordalk
tordalk
Tordalk auf dem Nest

 

Größe: 38-43 cm

Gewicht: 600-800 g

Spannweite: 60-69 cm

 

Stimme - Ruf: Tiefes rauhes knarren wie „arr“ oder „orr“. Jungen rufen hoch „tüüiih“.

 

Geschlechtsreife: Erstbrüter schreiten zwischen dem 3. Und 6. Lebensjahr zur Brut.

Paarungszeit: monogame Saisonverbindung; durch die hohe Brutplatztreue folgt durch damit zusammenhänge Wiederverpaarung auch eine hohe Partnertreue.

 

Bruten: 1 Jahresbrut, jedoch bis zu 2 Nachgelege möglich.

Eiablage: frühestens ab letzte Aprildekade (SW-GB), sonst Mitte Mai, in Finnland Ende Mai/Anfang Juni

Brutzeit: April bis Juli.

 

Nest und Neststandort: Nest in Höhlen, überdachten Nischen, Spalten und dergleichen, zwischen Steinhaufen und auf Gesimsen (dort Ablage des Eies auf dem Gesims). Wie bei den Lummen sind Nestbauhandlungen vorhanden, die Eier werden jedoch auf den nackten Fels gelegt. Es wird jedoch kein Material eingetragen.

 

Gelege: 1 Ei.

Eier: länglich-oval, an der Spitze stark verjüngt (=schmal) Grundfarbe weiß mit braunen Flecken. Glanzlose, feingekörnte Schale.

Schlüpfen: Das Schlüpfen dauert durchschnittlich 1-3 (selten 4) Tage.

Nachgelege: 1-2 Nachgelege sind möglich, jedoch keine Nachgelege bei langer Bebrütung des Erstgeleges.

 

Brutdauer: 28-43(bis zu 55) Tage, ♂ und ♀ brüten. Unterschiedliche Brutintensität zu Anfang des Brütens, eingelegte Brutpausen und der Einfluss der Witterung können die Brutzeit verlängern.

 

Nestlingsdauer: bedunter Nesthocker, der anfangs von ♂ und ♀gehudert wird. Das Junge wird täglich 2-5x (-7x) gefüttert.

Flügge: nach (frühestens 12) im Mittel 17-18 Tagen (spätestens nach 22) Tagen springen die Jungen und werden dann von den Altvögeln auf das Meer hinausgeführt. 49-56 Tage, ungefähr mit 50-70 Tagen sind die Jungen flugfähig.

 

Nahrung: Der Tordalk ernährt sich von kleinen Fischen und teilweise von Krustentieren.

 

Lebensdauer: Der älteste bekannte Ringvogel wurde ca. 25 Jahre alt.

 

Feinde: wo noch erlaubt: direkte Bejagung und Eiersammeln. Raubmöwen, Großmöwen, Todesfälle in Fischernetzen auf offener See, Biotopverschlechterungen

 

Mortalität: Die adulte Überlebensrate beträgt 90-92% / Jahr. Bei den Jungen springen im Durchschnitt 93 % der geschlüpften Tiere.

 

Jagdzeit: Nein. Naturschutz

 

tordalk
Tordalk
tordalk
Tordalk

 

Quellennachweise

 

Bauer, Hans-Günther, Bezzel, Einhard et. al. (HG), Kompendium der Vögel Mitteleuropas, Band 1+2, Sonderausgabe 2012, Aula Verlag, Wiebelsheim

Bauer, Hans-Günther, Bezzel, Einhard et. al. (HG), Kompendium der Vögel Mitteleuropas, Band 3, Literatur und Anhang, Aula Verlag Wiebelsheim, 2. vollständig überarbeitete Auflage 1993

Bezzel, Einhard, Kompendium der Vögel Mitteleuropas, Non-Passeriformes, Band 1, AULA-Verlag Wiesbaden, 1985

Bruun/Singer/König/Der Kosmos Vogelführer, Franck'sche Verlagshandlung Stuttgart, 5. Auflage 1982

Glutz von Blotzheim, Urs et. al (HG), Handbuch der Vögel Mitteleuropas, Band 8/II, Charadriiformes (3. Teil) , Akademische Verlagsgesllschaft Wiesbaden, 1982

 

 

Bildnachweise