Die Saatkrähe (Corvus frugilegus)

 

 

Die Saat´krähe ist ein Brutvogel der Paläarktis und kommt dort in den gemäßigten und borealen Zonen sowie in Wüsten- und Steppengebieten vor. In Mitteleuropa ist sie ein häufiger Brutvogel und Jahresvogel. In den mitteleuropäischen Mittelgebirgen kommt sie bis in Höhen von maximal 800 m vor. Mit einer Größe von 44-46 cm gehört sie zu den großen Krähen. 

 

Der europäische Gesamtbestand der Saatkrähe wird auf 10-18 Millionen Brutpaare geschätzt. Die größten Brutpopulationen befinden sich in Russland, der Ukraine, Weissrussland und in Frankreich. Für Deutschland wird der Brutbestand auf ca. 105.000 Brutpaare geschätzt, Tendenz zunehmend.

 

saatkraehe auf weideland
Saatkrähe auf Weideland im Frühjahr
saatkraehe auf gruenland
Saatkrähe beim Sondieren auf Grünland

 

Steckbrief: Saatkrähe

 

Brutzeit – Alter – Gewicht – Fortpflanzung – Lebensraum – Nahrung

 

Systematische Einordnung - Taxonomie:

Ordnung: Sperlingsvögel (Passeriformes)

Familie: Krähenverwandte (Corvidae)

Gattung: Raben und Krähen (Corvus)

Art: Saatkrähe

 

Wissenschaftlicher Name: Corvus frugilegus

 

Namen und Synonyme der Saatkrähe

 

Artname Englisch: Rook

Artname Französisch: Corbeau freux

Artname Niederländisch: Roek

Artname Spanisch: Graja

Artname Finnisch: Mustavaris

Artname Norwegisch: Kornkråke

Artname Dänisch: Stor Råge

Artname Schwedisch: Råka

Artname Polnisch: Gawron

Artname Russisch: Грач

Artname Chinesisch: 秃鼻乌鸦

Artname Chinesisch (traditional): 禿鼻鴉

Artname Mongolisch: Турлааг, Турлаахь, Турлиах, Турлиах хэрээ

Artname Koreanisch: 오색딱다구리, 오색딱따구리

Artname Kasachisch: Таған + Ақтұмсық қарға, Ұзақ, Шауқарға

Artname Aserbaidschanisch: Zağcaağacdələn

Artname Koreanisch: 떼까마귀

 

saatkraehe auf weideland
Saatkrähen auf Weideland

 

Beschreibung der Saatkrähe

 

Vorkommen / Verbreitung: Die Saatkrähe ist ein Brutvogel der borealen und gemäßigten Zonen, sowie der Wüsten- und Steppenzonen der Paläarktis. Ihre südwestlichste Verbreitung liegt in Nord-Spanien, die nordwestlichste in Nord-Frankreich, sowie auf den Britischen Inseln. Verbreitungsinseln in der Schweiz, Süddeutschland, im Süden Fennoskandinaviens und bis zum Weißen Meer. In Sibirien liegt die nördlichste Verbreitungsgrenze bei 61° nördliche Breite; Verbreitung am Oberlauf des Ob und des Jenissej, Baikalsee und obere Lena; und in Südasien bis zur Mündung des Yangtsekiang.

 

Wanderungen: In Mitteleuropa ist die Saatkrähe Standvogel, Teilzieher und Kurz- und Mittelstreckenzieher. Zum Winterhalbjahr werden alle nördlichen Areale ab der Höhe Baltikum geräumt.

 

Winterquartiere: Die große Masse der Überwinterung erfolgt in Mitteleuropa und Westeuropa, weiter südlich werden Gebiete im europäischen Mittelmeergebiet besucht, dazu kommen Gebiete in der Türkei, Ägypten, der Norden der arabischen Halbinsel, persischer Golf, Iran und Pakistan.

Lebensraum - Biotop: offene Landschaften, mit alten und hohen Baumbeständen (Baumgruppen, Feldgehölze), vorzugsweise Gelände mit niedriger Vegetation. Der Boden sollte ein hohes Angebot an Wirbellosen bieten; auch auf Weidebetrieb und Feuchtstellen; Kombination von Wiesen und Äckern. Vor allem im Tiefland, meidet die Gebirgsregionen.

 

Verhalten: Die Saatkrähe ist tagaktiv und zieht auch nur am Tag. Bei der Fortbewegung am Boden schreitend und hüpfend. Beim Nahrungserwerb werden die oberen Bodenschichten durch Sondieren, Einstechen mit dem Schnabel, Zirkeln und auch durch Ablesen der Oberfläche nach Nahrung abgesucht. Objekte wie Steine oder große Erdklumpen werden umgedreht und darunter nach fressbarem gesucht.

 

saatkraehe auf weideland
Saatrkähe beim Sondieren im Boden

 

Kennzeichen: Große Krähe mit schwarzem Gefieder, das schwarze Gefieder zeigt einen Purpurglanz. Bei den Altvögeln ist der Schnabelgrund weiß und rauh (grindig). Struppige Hosenbildung an den Schenkeln. Die langen Flügel decken die Schwanzspitzen ab. Im Vergleich zur Rabenkrähe ist der Schnabel immer gestreckt und an der Spitze sehr spitz, vorhandene Krümmung viel geringer als bei Rabenkrähe. Das Bauchgefieder steht meistens etwas ab.

 

Schnabel: schwarz.

Beine und Füße: schwarz.

Iris: dunkelbraun; juv. = anfangs grau

 

Größe: 44-46 cm

Gewicht :

♂: 445-560 g, Ø 494,0 g

♀: 325-475 g, Ø 417,0 g

Spannweite: 81-99 cm

Flügellänge:

♂: 295-338 mm; Ø 320,8 mm

♀: 280-326 mm; Ø 302,5 mm

 

saatrkraehen auf weideland
Ein Trupp Saatkrähen auf Weideland - im Vordergrund ein Jungvogel

 

Stimme und Ruf: Raues, tiefes „kroah“, auch als Ruffolge.

 

Geschlechtsreife: Bei der Saatkrähe setzt die Geschlechtsreife zum Ende des zweiten Lebensjahres ein.

 

Paarung und Paarungszeit: Monogame Dauerverbindung. Die Paarbildung beginnt in Mitteleuropa meistens schon im Herbst, die Balz jedoch erst im Frühjahr, ab Februar.

 

Reviergründung: Koloniestandorte werden meistens ganzjährig inspiziert und ausgesucht. In Mitteleuropa werden die Brutplätze meistens ab Februar besucht und belegt.

 

Bruten: 1 Jahresbrut.

Legebeginn: in Regionen mit atlantischem Klima schon frühzeitig ab Ende Februar/Anfang März; in Mitteleuropa wird meistens erst ab Mitte März bis Ende April mit der Eiablage begonnen.

Brutzeit: ab Ende Februar bis Juli, spätestens bis August

 

Nest: Der Nestunterbau besteht aus elastischen Zweigen und Reisig. Für die Stabilität des Nestgebildes werden Grassoden, Moos und Erdklumpen verarbeitet. Die Nestmulde besteht aus feinen Zweigen, die mit Erde verbaut werden, zur Auskleidung der Nestmulde wird Gras verwendet, sofern vorhanden, auch Haare und Federn. Mit dem Zutragen von Nestmaterial wird bereits im Herbst begonnen, der eigentliche Nestbau beginnt erst ab Februar. Beide Altvögel sammeln gemeinsam Nistmaterial und bauen meistens auch gemeinsam. Ein Nestneubau dauert zwischen 5 und 13 Tagen. Am Nest wird auch noch während der Bebrütung dauernd weitergebaut.

 

Neststandort: Brutkolonien, die Nester befinden sich auf hohen Bäumen, selten auch auf Büschen oder auf Gebäuden.

 

saatkraehe ei museum wiesbaden common license
Ei der Saatkrähe - Von Klaus Rassinger und Gerhard Cammerer, Museum Wiesbaden - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=35855181

 

Gelege: (mindestens 2-) 3-6 (max. bis zu 9) Eier

Eier: kurzovale Eier mit glänzender Schale; farblich sehr variabel, variiert von hell bis licht blaugrüner Grundfarbe; bräunliche Fleckung.

Eimasse und Eigewichte:

Länge: 33,9-47,4 mm

Breite: 25,9-30,1 mm;

Eimass-Ø: 39,3x28,0 mm

Schalengewicht: 0,74-1,40; Ø 1,06

Frischvollgewicht: 10,77-19,27 g; Ø 14,69 g (n=156)

 

Nachgelege: bei frühem Gelegeverlust ist mit einem Nachgelege zu rechnen, jedoch eher selten. Der Abstand bis zum Beginn des Nachgeleges kann 12-51 Tage betragen.

Legeabstand: 1 Tag, maximal 2 Tage (24-48 Stunden), die Eiablage erfolgt vormittags zwischen 7 und 10 Uhr.

 

Brutbeginn: mit dem ersten Ei, bei kleinen Gelegen auch erst mit dem letzten Ei. Bei frühem Brutbeginn wird jedoch nicht sofort fest gebrütet; deswegen schlüpfen bei großen Gelegen die zuletzt gelegten Eier im kürzeren Abstand zu den zuerst gelegten.

Schlüpfen: vom ersten Riss in der Schale bis zum Schlüpfen vergehen ca. 24 Stunden. Alle Jungen eines Geleges schlüpfen innerhalb von 72 Stunden.

Brutdauer: 16-19 Tage, es brütet das ♀ und wird vom ♂ versorgt und am Nest gefüttert.

 

Nestlingsdauer: bedunte Nesthocker, die anfangs vom ♀ gehudert werden, 29-30 Tage; bei großen Bruten kommt das Nesthäkchen meistens um.

 

Flügge: Nach dem Ausfliegen bleiben die Jungen noch weitere 4-6 Wochen bei den Altvögeln und werden von diesen noch gefüttert.

 

saatkraehen auf weideland
Saatkrähen auf Weideland - im Februar

 

Nahrung: Die Saatkrähe ist ein Allesfresser, zu etwa gleichen Teilen werden vegetarische und tierische Nahrungsbestandteile aufgenommen. Die Hauptnahrung besteht aus Wirbellosen und Sämereien, dazu kommen besonders auch Regenwürmer und bodenbewohnende Insekten und Larven; des weiteren Arthropoden und Mollusken. Als pflanzliche Nahrung werden vor allem Getreidekörner aufgenommen. Als fleischliche Nahrung werden Kleinsäuger, Eier und Jungvögel aufgenommen, letztere spielen bei der Ernährung jedoch keine übergeordnete Rolle. Auf Abfalldeponien wird nach Aas, Hausabfällen, Brot, Brotresten und Kartoffelresten gesucht.

 

Lebensdauer: Der älteste bekannte Ringvogel einer Saatkrähe erreichte ein Alter von 20 Jahren und 6 Monaten.

 

Mortalität - Sterblichkeit: Im ersten Jahr liegt die Sterblichkeit bei bis zu 75%, ab dem zweiten Jahr beträgt die Sterblichkeit nur noch ca. 21% pro Jahr.

 

Feinde und Gefährdungen: Saatkrähen sind durch direkte Verfolgung gefährdet, dazu zählen Abschuss, Vergiftung, Vernichtung (Ausschießen) von Nestern und Gelegen, Fällen der Horstbäume (teilweise auch nur als Folge von Forstarbeiten). Weitere Faktoren sind Lebensraumverluste, dazu zählen die Vernichtung von Auwäldern und Altholzbeständen, die Umwandlung von Feldgehölzen in Agrarsteppen. Der Einsatz von Bioziden und Saatgutbeize in der Landwirtschaft führt letztlich zu Brutausfällen und Bestandsrückgängen. Weitere Faktoren sind die Intensivierung der Landwirtschaft, starke Düngung, Verlust von Brachflächen, Schließung oder Abdeckung von Deponien. Auch die zeitweise Abdeckung von Agrarflächen im Frühjahr führt dazu, daß den Saatkrähen der Zugang zu natürlichen Nahrungsgrundlagen über Wochen hinweg versperrt wird.

 

 

saatkraehe auf gruenland
Saatkrähen bei der Nahrungssuche auf Grünland
saatkraehe auf gruenland
Adulte Saatkrähe auf Grünland

 

Quellennachweise

 

Bauer, Hans-Günther, Bezzel, Einhard et. al. (HG), Kompendium der Vögel Mitteleuropas, Band 1+2, Sonderausgabe 2012, Aula Verlag, Wiebelsheim

Bauer, Hans-Günther, Bezzel, Einhard et. al. (HG), Kompendium der Vögel Mitteleuropas, Band 3, Literatur und Anhang, Aula Verlag Wiebelsheim, 2. vollständig überarbeitete Auflage 1993

Bezzel, Einhard, Kompendium der Vögel Mitteleuropas, Non-Passeriformes, Band 1, AULA-Verlag Wiesbaden, 1985

Bruun/Singer/König/Der Kosmos Vogelführer, Franck'sche Verlagshandlung Stuttgart, 5. Auflage 1982

Glutz von Blotzheim, Urs et. al (HG), Handbuch der Vögel Mitteleuropas, Band 13/III, Passeriformes (4. Teil), Teil 3. Corvidae - Sturnidae, AULA Verlag GmbH Wiesbaden, 1993

Svenson, Lars et. al, Der Kosmos Vogelführer, Franck-Kosmos Verlag GmbH & Co. KG, Stuttgart, 2. Auflage 2011

 

Bundesamt für Naturschutz: Nationaler Vogelschutzbericht 2019 gemäß Artikel 12 Vogelschutzrichtlinie, Berichtsdaten aus dem Abschnitt Rot...Sch Brutvögel + Verbreitungskarten (pdf download)

 

 

Bildnachweise

 

Eier der Saatkrähe: Attribution: Von Klaus Rassinger und Gerhard Cammerer, Museum Wiesbaden - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=35855181